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wort und verhaißen annemen wolt oder ansehen. Derhalben, als dozumal die vahrenden schueler im landt darafter zugen, die sich der schwarzen kunst annamen und sich hören liesen, sie weren in fraw Venus perg gewest, do berüeft

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diser herr Berchtoldt auch ain solchen abenteurer, und durch dessen hilf und kunst vermaint er sein willen zu erhalten. Es gab im auch der nigromanta[1] ein gueten trost und verhieß im vil, wie dann die leut in gebrauch haben. Einer nacht do macht der abenteurer sein geferdt und bracht

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dem jungen ain junge dochter, die alle gestalt het, wie des becken dochter, das auch der herr anders nit wönte, dann sie wer es; iedoch befalch er dem herren, er sollt nit mit ir reden, welches doch der herr nit hielt, sonder sie die ganz nacht bei sich behielt, nach allem seinem gefallen. Er

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wolt vil sprach mit ir halten, aber er kunt kain wort von ir bringen. Des morgens in aller früe schiede sie von dannen, das herr Berchtoldt nit anders kunte gedenken oder erachten, dann es were seins nachpaurn, des becken, dochter, dann sie der vahrend schueler widerumb darvon fierte.

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Nach etlichen dagen kam er ungeferdt mit seins nachpurn dochter zu rede, und als er bei ir in aim heimlichen[2] gesprech, eröffnet er ir, wie sie ein ganze nacht bei im am bet gelegen und mit ime nit reden wellen und was sich zwischen inen baiden begeben. Dess alles was sie ime nit

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gestendig, sagt im auch darbei, das er gewisslichen ain bösen gaist bei ime würd gehapt haben. Damit schied sie von ime. Er kunt kain ruhe haben, biß er die warhait beim vahrenden[3] schueler erfuere. Wie das beschach, hat er hinnach die überig zeit seins lebens wenig frewd mehr

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gehapt, auch nimmer mer gesehen worden lachen. Derselbig vahrend schueler hat sich nit lang mehr in selbiger landsart gesaumpt, sonder darvon zogen, ist nit mehr gesehen worden. Also haben wir einen kent, zu Rotweil, hieß Jörg Wild, ain holselliger, höfflicher man; derselbig name sich

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auch der schwarzen kunst an, het was von derselbigen von ainem abenteurer zu Rotweil, Jörg Wiesplern, gelernet. Einmals wolt er ein experiment versuchen, als er auch thett, das ein schönes, junges mentsch zu im sollt kommen. Das beschahe. Es kame eine bekannte schöne dochter wolbe-


  1. nigromanta] hs. nigramanta; s. oben II, 341, 32; III, 530, 2.
  2. heimlichen] hs. heimlichem.
  3. vahrenden] hs. vahrender.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 308. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_308.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)