Seite:De Zimmerische Chronik 4 309.jpg

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klaidet zu im in die stuben, unangesehen das haus beschlosen war, er auch ainig im haus. Sie stande vor ime ein lange weil, ließ sich wohl beschawen, und ihe mehr er sie besahe, ihe baß sie ime gefiele und schöner sein bedauchte, auch

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das sie ie holtselliger sich gegen ime erzaigte. Und wiewol das experiment inhielt, mit ir nit zu reden, sich auch zu enthalten sie anzugreifen, sonder baldt wider zu urlauben, so ist doch kain zweifel, es het sich der böss gaist missbrauchen lassen. Gott behüet aber in! *

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* [1544] In das zollerisch capitl, als vom Jerg Schreiber vermeldet.

Es sollt diser Jerg Schreiber billich ainem ieden amptman oder verwalter[1] ein exempel sein. Er war bei graff Franzen von Zollern ankommen, so hetten inne die

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vormünder bleiben lassen. Also ward er bei etlich jaren verwalter in der grafschaft Zollern, in welcher zeit er sich wunderbarlich besseret. Er ward reich, so verdarben die grafen, und wo man gar nahe umb Hechingen ein guten acker oder wisen fand, so gehert es disem Jerg Schreiber

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zu. Was er schafft und handlet, das war gethon. Wenig gab er guten beschaid, da es gleich die herrn selbs het angetroffen, und kam in ain solche aroganz und vermessenhait, das er zu zeiten wol sagen dörft: »Ich bin herr von Zollern«. Von seinen finanzen und abtregen ist nit gnug

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zu sagen. In rechnungen hat er sich weidlich gepraucht und wunderbarlich posten eingemischet. Doher sagt man, das er den vormündern sechzig guldin umb papeir allain hab verrechnet. Das hieß geschriben! Als die grafschaft Zollern grave Jossen Niclasen zustanden, do ließ er mit

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rat seiner nechsten fründ und verwanten bemelten amptman zu Hechingen fahen. Es dörft kainer peinlichen frag, man wusst sonst, wie die sachen seinethalber beschaffen; zu dem sagt er selbs, wie und wann. Iedoch beschach von seiner ehrlichen fründschaft, auch von etlichem vom adel, denen

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er etwan gedienet, ain solche große fürbitt, das er des lebens gesicheret und uf ain abtrag kam. Der ward taxirt uf viertausent guldin. Das war der scopus, darauf die


  1. verwalter] hs. verwalten.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_309.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)