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Wochen kehrte Eustach mehr verdrießlich als reuevoll, mehr geärgert als niedergeschlagen, und förmlich ausgeplündert zu seinen Eltern zurück. Sie empfingen ihn höchst unzufrieden, da er aber ihrer bösen Laune eine noch weit bösere entgegensetzte, so konnte die Gräfin nicht lange diese Verstimmung ihres Abgotts ertragen, suchte ihn zu trösten, zu zerstreuen und auf andre Gedanken zu bringen, und der Graf legte die Sache als abgethan bei Seite. Die Lehre welche Eustach aus dieser Begebenheit zog war die: sich künftig nicht so dumm anführen zu lassen. Unter hundert Männern lernen neunundneunzig das Weib und die Liebe in der tiefsten Verworfenheit und als die gemeinste Frechheit kennen, und auf lange, zuweilen auf immer, bestimmt der unauslöschliche Jugendeindruck Urtheil und Handlungsweise hinsichtlich beider.

Eustach wurde der östreichischen Gesandtschaft in Paris attachirt. Er wollte dort praktische Studien in der diplomatischen Laufbahn machen, vor den theoretischen hatte er Grauen. Er floh den Ernst, die Anstrengung, die Mühe als unnützen Ballast, mit dem sich das deutsche Philisterthum befrachten konnte. Er hatte nichts gelernt als fremde Sprachen, die er sich mit unglaublicher Gewandtheit durchs Gehör, durch Conversation und leichte Lectüre aneignete -

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/017&oldid=- (Version vom 31.7.2018)