Seite:De Zwei Frauen (Hahn-Hahn).djvu/101

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


seine glänzenden Augen auf sie. Aber er gab sich nicht die Mühe aufzustehen.

Wie eine Fee, die den kaum ausgesprochnen Wunsch auch schon erfüllt, lag sie in seinen Armen und sagte:

„O ich will .… ich mag und kann nicht vergeben, nur Dich lieben, Eustach.“

„Und ich konnte Dir weh thun, meine Taube?“ sagte er zärtlich und hielt sie an seinem Herzen.

Sie fühlte daß Thränen Augen und Stimme zu überquellen drohten, sie wußte daß Eustach Thränen haßte: drum schloß sie die Augen, lächelte und schüttelte mit unsäglich lieblicher Geberde stumm das Haupt. Er küßte ihre geschlossenen Augen und sprach:

„Wenn Du mich nicht ansehen magst, so glaube ich doch daß Du mir Groll verbergen willst.“

„Keinen Groll, nur .… vergangenen Schmerz, rief sie und that die Augen lebhaft auf. Nun ist ja Alles wieder gut, wieder so wie sonst! dieser Sommer war ein schwerer Traum. Wir wollen nie mehr an ihn zurückdenken. Du bist erwacht, Du liebst mich“ .… -

„Aber liebst Du mich denn noch?“

„Noch? Tausend und aber tausend Mal mehr! O! jezt erst recht! dem Verlust so nah kommt Verzweiflung in die Liebe, und verwandelt sich, wenn

Empfohlene Zitierweise:
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/101&oldid=- (Version vom 31.7.2018)