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„Aber was fehlt Dir wol, mein armer Engel?“

„Ich weiß nicht .… ich leide nur.“ Und sie litt den fürchterlichsten Schmerz: sie fühlte wie ihr Herz sich von Eustach ablösen wollte, mußte – und bei der Qual zu brechen drohte.

Sein Auge hatte sich inzwischen an die Dämmerung des matterleuchteten Schlafzimmers gewöhnt.

„Mein Gott! rief er, Du bist aber sehr Krank, Cornelie! der kurze Athem, die brennende Wange, das glänzende Auge – Du hast starkes Fieber!“

Er wollte ihre Hand nehmen; sie zog sie zurück, seine Theilnahme verletzte sie. Dann besann sie sich auf ihren Vorsatz nie etwas zu äußern, das wie Empfindlichkeit aussähe; sie gab ihm gelassen die Hand an welcher der Puls mit der vollen Vehemenz des Fiebers klopfte.

„Ich lasse den Doktor wieder holen! rief er, Dein Zustand ängstigt mich.“

„Sei ruhig, sagte sie sanft und gönne mir auch Ruhe! ich mögte schlafen.“

„Schlafen? bei solchem Fieber? das ist unmöglich, Engel! Du kannst nicht schlafen.“

„So mögt ich doch allein sein, lieber Eustach,“ sagte sie mit Ueberwindung.

„Allein, liebes Herz? Du bist den ganzen Tag

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/016&oldid=- (Version vom 18.8.2016)