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sage Dir seit die Bonne fort ist sind die Kinder engelhaft.“

„Was war zu thun? die Bonne war fort: Aurore hatte neue Arbeit. Aber sie war ihr wirklich neu. Diese drei Monate, die sie fern von Mann, Haus und Kindern zugebracht, hatten auch oft die Sehnsucht nach ihnen geweckt; – und nachdem sie andre Menschen, Dinge und Gegenstände gesehen, kamen ihr die heimischen weniger trocken vor. Den Hauptmann sah sie mit unendlicher Gleichgültigkeit wieder. Er schrumpfte vor ihren Augen von seinem poetischen Standpunkt als kriegerisch-ritterlicher Sänger, zu seinem höchst prosaischen und ungleich richtigeren als Garnisons-Fat herab. Es ist wol nicht möglich, sprach sie zu sich selbst, daß ich mich habe für diesen Mann interessiren können! – Sie war auf dem Punkt vor sich selbst es abzuleugnen, als die Sonette ihr in die Augen fielen. Sie durchblätterte sie und sprach für sich: Ich werde sie aufheben als einen Beweis, daß man sich für das Nichts fanatisiren kann, wenn man grade in überspannter Stimmung ist. Arme gute Cornelie! wie schwer mag es ihr geworden sein nicht zu lächeln, als ich ihr mit dem höchsten Ernst all diese Lächerlichkeiten vorlas aus deren Wust kein einziger klarer Gedanke, keine einzige warme Empfindung auftaucht.

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/026&oldid=- (Version vom 31.7.2018)