voraus, daß eine Seele wie die Ihrige damit nicht zögern, und dem in den Tod betrübten Bruder diese unumwundene Sprache verzeihen werde.
Leonor Brand.“
Was faselt der wahnsinnige Mensch! rief Cornelie ganz laut und empört. Wer ist seine Schwester? was weiß ich von seiner Schwester? .… – Da gewahrte sie ein zweites Blatt in dem Umschlag seines Briefes. Sie riß es heraus. Es war Dorothee unterzeichnet. Um Gottes Willen, ist das seine Schwester! rief sie; und las den Brief, in welchem Dorothee mit aller Sittsamkeit eines jungen Mädchens ihrem Bruder gegenüber, diesem die Intrigue zwischen Graf Sambach und Madame Orzelska erzählte; ihr Herzeleid um die „engelsgute Gräfin,“ wenn sie das Verhältniß erführe; ihre Empörung über den Grafen, der sie durch Geld habe gewinnen wollen; ihren Zorn über Madame Orzelska, die so verrätherisch und sündhaft gegen eine Freundin handeln könne; die Unmöglichkeit in ihrer Stellung zu bleiben, so wie die bange Ahnung dessen was um sie vorgehe in diesem Frühling ihr zur Gewißheit geworden sei; und endlich wie übel sie nun daran sei, da sie, sie wisse nicht von wem, fürchterlich verleumdet werde, und die
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/032&oldid=- (Version vom 31.7.2018)