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Rücksicht, Ehrerbietung, Aufmerksamkeit die der Herrin gebühren, haben Dir nie gefehlt.“

„Du mißverstehst mich, Eustach! Herrin sein ist nicht frei sein. Freiheit ist: der Schutz des Rechts. Die Freiheit begehr ich. Wir stehen nicht zusammen als Herr und Sclavin, so daß etwa der Herr die Sclavin auf den Thron setzen und zu ihr sprechen dürfte: Du sollst meine Königin sein! eine Zeitlang mit ihr Königin spielte, aber dann sie heimlich mißhandelte und nur des Scheines wegen ihr Purpur und Krone ließe, und wenn sie klagte, zu ihr spräche: Was fällt Dir ein! sitzest Du nicht auf dem Thron? bist Du nicht Königin? Nein, so ist das nicht zwischen uns, Eustach! sondern so ist es: Du und ich – wir sind Pairs; das Recht des Einen ist das Recht des Andern. Das starre Recht ist zusammengeschmolzen in der Flamme der Liebe, die Treue drückte ihr Siegel darauf – da ward das Recht zum gemeinschaftlichen Glück. Verrath und Lüge haben das Siegel verfälscht, nun ist dahin Glück, Treue und Liebe; das Recht ist geblieben und Jeder von uns tritt in dessen starres Reich zurück. Es giebt Ansprüche, welche nur die Liebe machen darf. Da keine Liebe mehr zwischen uns herrscht, so entsage ich ihnen feierlich für Gegenwart und Zukunft, und erkläre Dich hiemit völlig

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/041&oldid=- (Version vom 31.7.2018)