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Nachbarinnen und Klatschgevatterinnen stürzten aus der Küche an die Hausthür, oder vom Eßtisch an's Fenster um Augenzeuge dieser Begebenheit zu sein. Sämtliche Klatschgevattern erschienen ihrerseits majestätisch mit Tabackspfeife und Schlafmütze, und staunten nicht minder als Frauen und Kinder. Doch die imponirende Erscheinung des Glanzes und der Pracht that ihre Wirkung wie überall in der Welt des Pöbels, der sich auf den Gassen und in den Salons umhertreibt. Von der Wahrheit, die in vierspänniger Kalesche dahergebraust kommt, läßt man sich in großer und freudiger Devotion gern eines Bessern belehren, und Nachmittags meinten sämtliche Nachbarn, die Dorothee Brand müsse doch ein ganz vortrefliches, geschicktes und brauchbares Mädchen sein, da die Gräfin von Altdorf sie expreß selbst zu sich heraus geholt habe, und Niemand könne ihr etwas Andres als das Allerbeste nachsagen.

Dorothee schrieb auf der Stelle an ihren Bruder. Sein erstes Gefühl war der Gräfin zu danken. Sein zweites, die Sache ruhen zu lassen. Hatte er ihr auch in gemessenen Ausdrücken geschrieben, so mußte Dorotheens Brief ihr doch fürchterlich weh gethan haben. Er war wieder in Breslau, bemüht sich eine Praxis zu erwerben. Der russische Graf, bei

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/047&oldid=- (Version vom 31.7.2018)