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„Mein guter Bruder! entgegnete Dorothee gerührt und bezaubert, Du sprichst wie ein Apostel und siehst eben so schön aus – und ich freue mich unsäglich daß Du so herrliche Hofnungen und Vorsätze hast: aber was mich betrift, mein Leonor, da danke ich Dir! ich will nichts, ich brauche nichts, ich bin daran gewöhnt für mich selbst zu sorgen und für Andre zu arbeiten. Was soll ich mutterseelen allein in der weiten Welt anfangen? da käme ich mir verloren vor. Eltern hab' ich nicht mehr, Verwandte und Freunde hatte ich nie. Mein einziger Bruder geht in fremde Länder; – so sollte ich bleiben .… wenn nicht hier! Nein Leonor, ich bleibe bei der Gräfin.“

„Aber, meine Dorel, Du könntest heirathen“ … –

„Ach nein, dazu hab' ich gar keine Lust! .… die Männer gefallen mir nicht“ .… –

„Was weißt Du von den Männern, Dorel!“

„Nun, ich sehe sie doch alle Tage. Gegen den Grafen hab' ich zu viel Groll im Herzen um ihn leiden zu können – und Fürst Gotthard gefällt mir auch nicht recht! man weiß nie ob er traurig oder schläfrig aussieht.“

„Beides, Dorel, Beides! und ich würde Dich auch sehr beklagen wenn Du einen Fürsten oder Grafen heirathen solltest. Aber es giebt andre Männer

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/076&oldid=- (Version vom 31.7.2018)