verbarg. – O! er liebt mich! sagte Cornelie mit jenem unentwirrbaren Gemisch von Entzücken und Schmerz, welches entsteht wenn die Seele sich nicht ungefesselt genug fühlt um aus der tiefsten Fülle heraus die Liebe erwidern zu dürfen, – allein die Freude war dennoch vorherrschend. Ueber alle Erfahrungen, alle Täuschungen, alles Grauen, alle Furcht reißt das Bewußtsein hinüber geliebt zu werden, und in ihr Leben, das ihr nichts als die Gewißheit gab ein Spielwerk in den Händen ihres Mannes gewesen zu sein, baute sich dies süße Bewußtsein wie ein versöhnender Regenbogen vor einer dunkeln Wolke auf. Aber sie wich scheu der leisesten Erklärung aus. Sie war glücklich genug um sich vor dem ausgesprochenen Wort zu fürchten. Jezt schwebte dies Glück noch in der Unendlichkeit; ein Wort – und es hatte ein Ziel! – Aber Leonor ertrug es nicht mehr. Ihm wurde allmälig dies unausgesprochene Wort zu jener Zauberformel, die demjenigen, welcher sie zur glücklichen Stunde und unter günstigen Constellationen ausspricht, wunderbare, mystische Schätze schafft. Er traf Cornelie eines Morgens, als er früher als gewöhnlich kam, allein im Garten, und als sie
überrascht und froh ihn ansah, fragte er ganz kurz und schnell:
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/178&oldid=- (Version vom 31.7.2018)