Seite:De merian Westphaliae 004.jpg

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am 8. Blat / mit folgenden Worten: Ob nun jemand gern wissen wolte: Warumb Alt-Sassen-Land zu dieser Zeit genennet wird Westphalen / der soll glaublich wissen / daß dasselbige Land von ersten geheissen hat / Sassenland / darnach Alt-Sassen / oder West-Sassen / darumb / daß das Land nach Auffgang der Sonnen / genannt wird / Ost-Sassen. Nun führete der Hertzog von Alt-Sassen in seinem Schild / ein weiß Pferd / oder einen weissen Pfolen / darumb sprach man: Der Hertzog von Weissenpfolen / Westpholen. Hievon findet man im Spiegel der Historien / im 24. Buch / am 157. Capit. Auch in der Historien genannt Cursus Mund. Vnd in dem Fasciculo, da geschrieben stehet / Westphalia, id est, antiqua Saxonia. Biß hieher der besagte Author.

Vnd damit stimmet auch Johannes Angelius à Werdenhagen / de Rebusp. Hans. part. 3. c. 1. p. 205. vnd part. 4. c. 7. vberein / an welchem letzten Ort er sonderlich viel von Westphalen schreibet. Also meldet auch Petrus Albinus, in seiner Meißnischen Chronic / part. 1. p. 5. daß die Sachsen durch die Weser / in Ostphalen / vnnd Westphalen / seyen getheilet worden. Vnnd dieser Meynung seyn auch andere / die da wollen: Daß Westphalen das rechte alte Sachsenland seye / in welchem fürnehmlich wider die Sachsen Keyser Carl der Grosse / Krieg geführet habe / vnnd folgends die Sachsen / wegen deß Lagers ihres Landes / sonderlich vnter drey Hauptnamen verstanden worden / in deme man Theils / so gegen Morgen / vmb den Hartzwald / vnnd an der Elb / gewohnet / Ost-Sachsen / Ostvalos, Ostphalos, Osterlingos; die vbrigen Westvalos, Westphalos, West-Sachsen / vnd Angarios, oder Angrivarios, die Engerer / genannt habe. Johan. Micraelius, im Andern Buch vom Pommerland sagt am 156. Blat / als die Sachsen Anno 779. von gemeltem Keyser Carl dem Grossen / bey Oßnabruck / geschlagen worden / vnnd sich zu der Christlichen Religion nicht verstehen wolten / hätten sie sich zu den Wenden / so damaln an der Havel / oder / Elbe / vnnd daherumb / in ziemlicher Ruhe / gesessen / begeben / vnnd seyen forthin Ostphalen genannt worden; Vnnd hätten sich etliche gar an das Balthische Meer gesetzt / mit gesampter Hand ihren Aberglauben / mit den Wenden / wider die hereinbrechende Francken / zuvertheydigen. Ist also ohn Noht / daß man den Namen Westphalen / das ist / von dem Wort Vesta, vnnd dem Wort Wallen / das ist / wandern / herführe / wie etwan Theils ihnen eingebildet haben.

Es ist Westphalen ein ziemlich rauhes Land / da kein Wein wächst / auch das Bier an vielen Orten nicht zum besten ist; wiewol auch ein herrliche Weyde für das Viehe allda zufinden / vnnd die Westphälische Schüncken weit vnd breyt bekannt seyn. Es schreibet Aegidius Gelenius in seinem Buch de admiranda Sacra et Civili magnitudine Coloniae, lib. 1. pag. 73. seq. daß deß Keysers Friderici I. Güldene Bull / vber die Hertzogthümber Westphalen vnd Engern dem Ertzbischoff Philippo zu Cölln Anno 1180. gegeben worden. Vnter dem Westphälischen Adel / seynd die von Büren sehr alt / wie Gaspar Scioppius in Stemmate Burano meldet. Von denen Fürsten zu Arnberg schreibet besagter Gelenius lib. 2. p. 196. also: Sunt Arbergici Principes haereditarii Officiati, ac scutati Pocillatores, vel Pincernae, Electoratus Coloniensis, armorumque et stemmatis vetustas omnem hominum antecedit recordationem. Von den Graffen von der Lippe aber p. 194. seq. mit folgenden Worten: Lippienses à quibusdam ad Manliorum, ab aliis ad Ursinorum Stirpem, ad Romanam vero Originem à plerisque refer. Ego Altenanam Familiam ex armorum cognatione puto propagatam eodem cum Lippiensibus sanguine, ex Advocatis Tuitiensibus, seu Ubiensibus Comitibus ortam. Itaque dum veterum Fabulae derivantur ex historiis rudi seculo ignoratione veri corruptis, puto ad Romanos colonos, et Ubio-Romanam nobilitatem revocandos Ubienses, sive Altenanos, et Lippiacos Comites (quos alii ad 2. fratres Ursinos referunt) Ursos, et Ursinos, appellant frequentissimè trans Rhenani, qui parta tuentur, et ea omnino non, vel aegrè sibi eripi patiuntur; exemplo Ursi, etc. Est ad Visurgim nobilis domus Salderorum, cognata Lippiensibus nostris, et Rosenbergiis in Bohemia Proceribus, Rosam scutariam gestans. Siehe aber hievon: Item / von der Innwohner Sitten / dem Adel / vnd dem heimlichen Gericht allda / so vor Zeiten gar berühmbt / vnd grausam / gewesen / den gedachten Werdenhagen / an angezogenem Ort: Item / part. 1. cap. 5. wie auch das Itinerarium Germaniae, oder Teutsche Reyßbuch / cap. 5. et 28. vnd desselben Continuation / d. cap. 5. p. 82. Vnd die Autores, so daselbst angezogen worden; allda auch deß Westphälischen Brods / am 469. Blat / in Beschreibung Oßnabruck / gedacht wird. Item, Hermannum Stangefolium in den Jahr-Büchern deß Westphälischen Craisses / Teschenmecherum in der Clevischen Chronic / etc. Was für Klage die Stände deß Niderländisch-Westphälischen Craisses / bey deme Anno 1641. zu Regenspurg gehaltenen Reichstage / wider die Brabandische Regierung zu Brüssel / eingewendet / dasselbe ist in dessen Abschied / §. Nach deme auch die Stände deß Niderländisch-Westphälischen Craisses / etc. zulesen.

Auff diesen hieoben gesetzten Eingang / folgen nun die fürnehmbste / vnnd bekanteste Stätte dieses hochlöblichen Craisses; deren gleichwol etliche / weilen sie in frembden Händen / vnd auch auß andern Vrsachen / versparet worden.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Westphaliae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_merian_Westphaliae_004.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)