Seite:De merian Westphaliae 006.jpg

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Königlichen Kirchen / von welcher hernach / zuberuffen / damit die jenigen Clenodien / oder Symbola, so dasselbe / wegen deß Reichs / zuverwahren / zur Stell gebracht werden. Wie dann Anno 1562. zur Crönung Keysers Maximiliani II. die Abgesandten von Aach / vier Stück mit sich gen Franckfurt geführet / nämlich / deß besagten Caroli / deß Ersten / oder Grossen / Schwerdt / das Ceremonien-Buch / vnnd ein anders / innhaltend den Eyd / so ein newgecrönter Römischer König dem Herrn Dechanten vnd Capitel gedachter Kirchen zu Aach / etc. schwören muß / alsbald er nach / oder vnter der Meß / darunter er gecrönt worden / vom Capitel zum Mit-Canonischen an- vnd auffgenommen wird: Vnd dann endlich / das Kleinod / darinn S. Stephani, deß ersten Märtyrers / Blut / vnnd Gebein verfasset / darauff die Römische Könige gleichsam in Zeit ihrer Crönung / dem heiligen Römischen Reich / ihre gewöhnliche Eyd vnd Pflichten / leysten; wie Joh. Noppius, in seiner newen Aacher Chronic / darinn er deß Petri von Beeck Beschreibung Teutsch gemacht / vnd vermehret hat / schreibet. Matenesius im dritten Buch von der Crönung Keyser Ferdinands deß Andern / sagt im 87. Capitel / daß damaln / nämlich / im Jahr 1619. die von Aach / mit sich / gen Franckfurt gebracht haben.

1. Keysers Caroli M. Schwerd / so einem Persischen Säbel nicht vngleich / vnnd welches Hefft von Gold / mit vngewöhnlichen Edelgesteinen versetzt / vnd mit einem Schlangenbalg / oder einer abgestraifften Schlangenhaut / vberzogen / die Scheide aber mit einem ansehenlichen Stück von Einhorn gezieret / vnd mit welchem der Keyser ordinariè etliche Ritter / so man Equites Auratos zunennen pfleget / schlagen thue: Wiewol besagter D. Noppius. lib. 1. cap. 2. p. 58. erinnert / daß es in deß Keysers Willkühr stehe / entweder mit dem Schwerd deren von Nürnberg / so etwas schwärer / oder mit diesem von Aach / solches zuverrichten.

2. Ein Evangelibuch mit güldenen Buchstaben geschrieben / so sie / in seinem / deß Keysers Caroli M. Grab / mit einem silbern vergüldeten Blat bedeckt / gefunden haben.

Vnnd dann 3. S. Stephani Prothomartyris Blut / in einem gülden Kistlein / so mit klarem Gold / vnnd Perlen / vberzogen sey. Die andere Kleinodien / so bey der Keyserlichen Crönung gebraucht werden / hat gemelte Statt Nürnberg / in Verwahrung / wie in Beschreibung deß Franckenlands gesagt ist. In obgedachter Kirche / oder vnser lieben Frawen Münster / darinn besagte Sachen / verwahret werden / liget / der höchstgemelte Keyser Carl / als der dieselbe vom Jahr 796. biß auff 804. auffgerichtet hat / begraben / dessen Grabschrifft von Vnderschiedenen vnderschiedlich gesetzt wird / wie darvon beym Dracone, de Origine, et jure Patriciorum, lib. 2. cap. 6. p. 177. zulesen. Marquardus Freherus lobet im 13. Capitel p. 157. b. seiner Anmerckungen zum Petro de Andlo nicht / daß die Keyser Otto der Dritte / vnnd Fridericus der Erste / sein Grab haben eröffnen lassen. Besagter Keyser Otto, ligt auch allhie / vnnd zu deß Caroli Füssen / der Longobarden König Desiderius, sampt Weib vnd Kindern / vnd sonsten niemands. Die Cron / so in dieser Kirche hanget / ist auß Silber / vnd vergüldetem Kupffer; helt in seinem Vmbkraiß acht grosse / vnd acht kleine Thürnlein / vnnd acht vnd viertzig Wachskertzen. Die Orgel hat vier vnd zwantzig Register. Der Glocken seyn zehen / deren die gröste sechszehen / deß Caroli Magni Glock acht / vnnd die Predig-Glock vier tausend Pfund halten thut. Es seyn da zwey vnd dreyssig Canonici, darunter / wie obengemelt / der Keyser selbsten einer ist: Hat einen Probst vnd Dechant. Man weiset da der Jungfrawen Mariae Kleyd / so sie angehabt / als sie Christum der Welt Heyland geboren / das von Baumwoll gewebet / vnd vngefehr sechsthalb Schuch lang ist: Item / die Windlein Christi: Das Tuch / von der Enthauptung S. Johannis deß Täuffers: Das Tuch / welches Christus am Stammen deß Creutzes vmb sich gehabt / so gar grob / jedoch leinen: Den Gürtel CHRisti auß Leder geschnitten: Ein Theil deß Stricks / damit CHRistus gebunden: Ein Stück deß groben Nagels / damit Er ans Creutz gehäfftet worden: Item / Stück vom Schwam vnnd Rohr: Den gantzen Gürtel der Jungfrawen Mariae: Das Haupt deß heiligen Anastasii: Item / den Arm deß alten Simeonis auff welchen er CHRistum genommen: Das obgedachte Blut / vnd Gebein / deß Ersten Märtyrers Stephani: Ein Glied auß einer Ketten / damit S. Peter gebunden gewesen: Etwas von dem Oel der heiligen Jungfrawen Catharinae: Von den Haaren S. Johannis deß Täuffers / vnd S. Bartholomaei: Von dem Manna deß Alten Testaments: Von der Ruhten Aaronis, vnd die drey Stück / so dem gemelten Keyser Carolo M. (der Anno 777. den alten verfallenen Pallast / sampt der Statt / zubawen angefangen / vnd allhie Anno 814. gestorben ist) an seinen Halß gehenckt worden: Von den Haaren der heiligen Jungfrawen Mariae; die Contrafeytung derselben / so Lucas gemacht / vnd in einem liechtgrünen Steinlein / etwa zween Finger breyt / außgestochen: Vnd ein Stück vom heiligen Creutz / so alle drey in einem kleinen vergüldeten Kistlein jetzt ligen. Vnd diese Reliquien hat er / der Keyser Carolus, von Patriarchen zu Jerusalem: Item / vom König Aaron in Persien / vnd von Constantinopel / bekommen. Vnd dann / so weiset man auch den Cöper S. Leopardi. Es ist diese Kirch stattlich gezieret / vnd reichlich begabet. Was die Infantin Isabella Clara Eugenia, Anno 1629. vnd 30. hieher verehret / vnd vber eine Tonne Schatz werth gewesen / das findet man bey ernantem Noppio, cap. 9. p. 41. seq. Der auch cap. 10. d. lib. 1. von den Keysern / so in dieser Kirchen gecrönet / vnd cap. 13. von den Concilien / so allhie gehalten worden / zulesen. Vnd haben diesem Tempel / wegen der engen Zusammenfügung der Stein / die Nordmannen nichts thun können.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Westphaliae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_merian_Westphaliae_006.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)