Seite:De merian Westphaliae 014.jpg

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den 11. Januarij Anno 1587. abgangen waren. Obgedachter Robertus, Fürst zu Sedan / hat. Keyser Carlen dem Fünfften / bald zu Anfang seiner Regierung / Krieg angebotten / weiln derselbe ihm das Ländlein Buillon / von welchem er sich einen Hertzogen geschrieben / nicht zusprechen / vnnd dem Bischoff von Lüttich / daß er den Kauffschilling wider zurück nehmen solte / aufferlegen wolte. Vnd damit er Hülff wider den Keyser haben möchte / so hat er sich von dem Teutschen Reich / dahin vorhin Sedan gehört hat / vnter deß Königs Francisci I. in Franckreich Schutz begeben: Daher der Anfang deß Kriegs / zwischen selbigen zweyen Potentaten gemacht / vnd solcher hernach viel Jahr lang fort geführet / auch / wie obgemelt / die Vestung Buillon darüber eingenommen; aber Anno 1559. auff getroffenen Frieden / dem Bischoff von Lüttich / (doch mit Vorbehalt deß Rechts / vnnd Anspruchs / so der von Sedan darzu hat) wider zugestelt worden ist; bey welchem Stifft auch solches Ländlein ferners / biß auff heutigen Tag / verblieben.


Calcar.

Diese Statt ist erstlich von den Graffen zu Cleve / in der Insul deß Rheins / vnd Belgia Batavia, zu erbawen angefangen worden / daß sie ein Schutz / vnd sichere Zuflucht wäre / wider die Vberfäll der Stifftisch-Cölnischen / vnnd Benachbarten Geldrischen / mit welchen die Clevischen viel Kriege zuführen hatten. Den Namen aber hat sie bekommen / von dem sehr alten Dorff Calcar / von welchem man vber diese Insul / an das eussere Gestad deß Rheins gefahren ist. Sie hat durch das Tuchmachen / vnnd Bierbrawen / so von dannen an die benachbarte Ort gebracht wurde / an Macht / Reichthumb / vnd Vermehrung folgends zugenommen: Also / daß sie jetzt eine auß den fürnehmbsten Stätten deß Hertzogthumbs Cleven / vnnd ein Speißkammer gleichsam ist / fast aller angräntzender Ort / dieweil die Bawerschafft / wochentlich ihr Getraid zum Verkauff gar offtermaln führen. Deßwegen auch Hertzog Adolph der Erste von Cleve / ein grosse / vnd ansehenliche Schewer / oder Kornspeicher / allda auffgerichtet / vnnd erbawet hat. Dann sie sehr wol gelegen / vnd macht ihr der Rhein gute Gelegenheit.

Es wird auch hieher / als zum Obergericht / von vielen Stätten / vnd Dörffern / in Rechts-Sachen / appelliert. Ist der Römisch-Catholischen Religion vorhin allezeit zugethan gewesen. S. Niclas Kirche ist da zusehen / so gar groß / vnd von vierzehen Geistlichen Personen verwaltet wird. Hat zwey Klöster / ein Jungfrawen / vnd ein Dominicaner / oder Prediger / in deren letztem ein fürtreffliche Bibliothec ist. Hat auch ein Spital daselbst. Vnd gibt das mitten auff dem grossen Marckt / gantz freystehende / vnd schön gebawete Rahthauß / der Statt ein schöne Zierde. Anno 1614. nahmen die Holländer diesen Ort eyn: Vnd Anno 40. im September / die Hessischen / welche dem vmbligenden Cöllnischen Land / wie auch den Gülchischen / Clevischen / vnd Bergischen / folgends bang gnug gemacht haben.


Cappenberg /

Ein Kloster / so der heilige Gottfrid / weyland / ein mächtiger Graff zu Cappenberg / auß solchem seinem Schloß erbawet hat / ohnangesehen ihme der Bischoff von Münster andere Güter darfür geben wolte. Ehe er ein Mönch worden / hat er seine Soldaten ernstlich im Zaum gehalten / vnnd ihnen das Rauben nicht gestattet / gnarus, militum praedam, Ducis esse furtum, wie Aegidius Gelenius lib. 4. de magnit. Coloniae p. 661. redet. Er hat auch sonsten zwey Klöster / als das Varlariensische in Westphalen / vnnd das Elffstadische / oder Ilmstadische in der Wetteraw / nicht weit von Franckfurt / gestifftet. Ist entweder im Jahr 1120. oder 1136. oder / wie Aubertus Miraeus in Festis Belgicis pag. 700. wil / 1126. gestorben.


Cleve /

Dieser Haupt-Statt deß Hertzogthumbs Cleve Name / soll von den Hügeln herkommen. Cluverius helt dafür / daß auß der Alten Statt Colonia Ulpia Trajana, die er auff tausend Schritt vnter Cleve / an dem Ort / wo das Dorff Kellen ligt / setzet / mit der Zeit diese Statt Clivium, oder Cleve / erbawet worden sey. Pighius aber ist einer andern Meynung / darvon vnten bey Santen. Ist ein feiner Ort / vnd wol gebawet / so ziemlich hoch / sonderlich das Schloß auff dem Rucken deß Bergs / liget / vnd ein altes / wiewol schönes Gebäw ist / vnd daher Theils der Meynung seyn / daß es vom C. Julio Caesare seinen Anfang bekommen. Ligt gar wol; vnnd ist davon ein lustiges Außsehen / sonderlich auß dem gar hohen Thurn / so von dem darauff stehenden / vnd beweglichen Schwanen / vnd

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Westphaliae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_merian_Westphaliae_014.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)