Seite:De merian Westphaliae 030.jpg

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abermals saget / gelegn / vnnd seiner Zeit / im Jahr 1622. in desselben Landes Gewalt gewesen. Hieher seyn vorzeiten deß H. Autoris, Bischoffen zu Trier / vnnd anderer Heiligen Reliquien / von Thietmaro, dem Abt allhie zu Helmwardeshusen / gebracht worden; wie Christophorus Brouuerus, in seinen Scholiis zu dem Leben deß H. Meinwerci, Bischoffs zu Paderborn / schreibet.


Herwerden / Hervorden /

Nahend Bilefeld / in der Graffschafft Ravensperg / davon Abraham Saur / im Theatro Urbium p. 247. et seq. auß deß Hamelmanns Beschreibung Westphalen / vnd dieser auß der Mindischen Chronic / folgendes berichtet: Hervordt / ein lustige Statt in Westphalen / gelegen / sampt einem reichen Nonnen Kloster / so darbey auff dem Berge ligt / hat zuvor an das Reich gehöret / stehet jetzund den Hertzogen von Gülch vnd Cleve zu / vor Zeiten ist es auch ein Herrschafft gewest / aber bald / auch noch zur Zeit Caroli M. abgangen. Dann als daselbst Graff Wolderus keinen Mannlichen Erben ließ / zog er zu Wittikindo, so zum Hertzogen in Sachsen / vnd Christen / newlich gemacht ward / vnd erlangt von ihm / daß er sein Hauß / vnnd Güter / möchte / zur Anrichtung eines Klosters geben / das bewilligte Wittikindus. Da wurde das Kloster auff dem Berge vor Hervord gestifftet. Die Kirch zu vnser lieben Frawen zu Hervordt / hat gestifftet Meinwercus, der Zehende Bischoff zu Paderborn; wie Crantzius sagt / lib. 4. Metrop. cap. 4. vnd dieses auß dem gedachten Saurio. Darbey zu mercken / daß dieses Hervordia, oder / wie die Statt von Theils genannt ist / Herfurtum, Herfort, noch vnter die Reichs-Stätte im Westphälischen Craiß gesetzt wird; dann / ob man sie sonsten wol zur Hauptstatt der Graffschafft Ravenspurg machet; vnnd sie den Hertzog von Gülch ihr zu einem Schirmherrn erwöhlet; so hat sie doch für sich selbsten eine Hansee-Statt / vnnd auch ein Reichs-Statt seyn wollen. Vnd ist ihr Monatlicher Reichs Anschlag / ein zu Rossz / vnd fünffzehen zu Fuß; so sie vor diesem auch erlegt: Hernach aber wolte sie / die Statt / von der Fraw Aebtissen daselbst / nämlich / deß obgedachten reichen Klosters / auff dem Berg (dessen Anschlag absonderlich / sechs zu Fuß Monatlich gewesen / darfür Wehnert, in pract. observat. sechszig flor. setzet) eximiert worden: Daher die Sach Anno 1602. in Camera noch hängig gewesen.

Auff dem Reichstag zu Regenspurg in Anno 1641. ist wegen Herfordt / Doctor Bernhard Fürstenaw / Syndicus, neben dem Secretario Henrich von Raden / erschienen. Vnd wird sie / die Statt / vnter die Reichs-Stätte / deß Rheinischen Bancks / in dem Reichs Abschied / außdrücklich noch gesetzet. Sie ist groß / vnd ziemlich wol gebawet. Es kommen da etliche Wasser zusammen / deren eines in der Landtafel die Aa / von Bilefeld (so nur zwo Meilen von hinnen gelegen) herab fliessend: Das ander aber die Wehra vom Werdenhagio genennet wird; welches Wasser auß der Graffschafft Lippe / vnd von derselben Gräfflichen Hoffstatt Diethmold / hieher / vnnd ferners / mit dem Fluß Aa / vnweit vnter der Statt vermehret / bey dem Dorff Remen / eine Meil vber Minden in die Weser rinnet. Diese beyde Wasser fliessen durch die Statt / vnnd theilen sie in drey Theil / deren eines die Newstatt genennet wird / so ihr eygenes Rahthauß vnd Gericht hat: Das ander wird genannt die Alte Statt: Vnd das dritte Theil die Radewich / welche beyde Theil einen gemeinen Raht / auch ein gemein Rahthauß vnd Gericht / jedoch jeglich ihre eygene Kirche haben. Es gibt zu Herfurt sinnreiche Leut / die an benachbarte / vnnd auch ferne Ort / ihre Wahren bringen. Vnd ist das Land herumb fruchtbar / vnnd gut; wie besagter Werdenhagen / ferners meldet.

In der Braunschweigischen Chronic stehet / am 33. Blat / daß Hertzog Walbert zu Sachsen (Gelenius nennet ihn einen Graffen dieses Orts) das obgedachte Kloster / vmbs Jahr 832. gestifftet habe / in welches nur Fürsten / Graffen / vnd Freyherrn Töchter angenommen werden: Keyser Ludovicus der Erste / habe diese Fundation bestättiget / vnnd das Stifft in sein / deß Reichs Schutz / genommen / auch mildiglich begütert. Es sagt gleichwol der Author darbey / daß eine alte beschriebene Mindische Chronica, den Fundatorem deß Stiffts Hervod Wolderum nenne. Gemelte Chronic berichtet auch am 415. Blat / daß Hertzog Albrecht zu Sachsen vnnd Lüneburg / sich vnterstanden / dieses freye weltliche Stifft Hervordt in Westphalen / als sein Eygenthumb / anzusprechen. Aber Keyser Carl der Vierdte / sey Anno 1377. gen Hervord kommen / vnd habe beyde Parteyen gehöret / vnnd ein Vrtheil gesprochen / daß Hertzog Allbrecht an genanntem Stifft / keinen Rechtlichen Anspruch / oder Gerechtigkeit / hätte / solte sich deßwegen solches Molestierens enthalten. Hab auch / zu Erhaltung deß Stiffts Gerechtigkeit / vnd Privilegien / den Abt zu Corbey am Weserstrom / zum Inspectorn verordnet / vnnd Frawen Heiligund zur Aebtissin / in seiner Gegenwart / einsetzen / vnd bestättigen lassen. Anno 1447. haben Hertzog Wilhelmens zu Sachsen Böhmen / die dem Ertzbischoff von Cöllen / wider die Statt Söst / zu Hülff gezogen / Herforde gebrandschätzet. Anno 1615. ward diese Statt von den vereinigten Niderländern / Anno 1625. von den Brandeburgischen / vnd hernach von den Ligistischen eingenommen.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Westphaliae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_merian_Westphaliae_030.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)