Seite:De merian Westphaliae 032.jpg

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Minden / Minda.

Diß ist eine Bischoffliche vnnd Hansee-Statt / in Westphalen / an der Weser gelegen. Joan. Angel. à Werdenhagen de Rebuspubl. Hanseat. part. 4. cap. 7. pag. 38. seq. verweiset dem Pet. Bertio gar hefftig / daß er lib. 3. Rer. German. in Beschreibung dieser Statt / dieselbe mit der Statt Münden / oder Mynda, im Braunschweigerland / so vber die sechszehen Meilen von dieser / an der Fulda vnd Werra / darauß die Weser wird / gelegen / vermischet. Aber solchen Irrthumb hat Bertius sonder Zweiffel / auß deß Georg Braunens vierdten Theil seines Stättbuchs geholet / der vor diesem solches geirret hat. Zwar / er Braun / wie er meldet / auß deß Hamelmanni Urbium Westphalicarum Synopsi, genommen. So fern dann nun jetztgedachter Hamelmann (den wir auff fleissiges Nachfragen / vnd Bemühen / nicht bekommen können) vor jenen beyden hierin geirret haben solte: So wäre dieses letztern Irrthumb der grösseste; dieweiln er Hamelmann zu Oldenburg in Westphalen gelebt / vnnd dahero deß Lands Gelegenheit besser / als die Außländer / solte gewust haben.

Vnd solchen Fähler scheinet auch Casp. Ens / in seinen deliciis apodemicis p. 218. begangen zuhaben / in dem er sagt: Minda commendatur ob famosissimorum fluminum concursum. Dardurch er dann / sonders Zweiffels / die obgedachte beyde Flüß / Fulda / vnd Werra / so zu Münden / wie gesagt / zusammen kommen / verstehen wird. Dann keine solche berühmbte Flüß bey Minden in die Weser fliessen. Darauß zusehen / wann einer fählet / wie viel er Nachfolger bekommet. Es solle Minden den Namen vom Min / vnd Din / haben. Dann / als der Grosse Witekind / König der Sachsen / den Christlichen Glauben angenommen / vnd vom Ersten Bischoff allhie / dem Herimberto, getauffet worden / so soll er Keyser Carln dem Grossen erlaubet haben / in seinem Schloß / an der Weser / ihme / dem Bischoff / einen Ort einzugeben; auch selber zum Bischoff gesagt haben / diß Schloß soll Min / vnd Din / seyn: Daher das Wort / Minden / entsprungen. Vnd folgends auch die Kirch / sampt der Statt / auffkommen / welche Statt aber Theils für älter halten. Obgedachter Braun / nennets ein gar lustige / vnd sehr veste Statt; welche Lustbarkeit / Fisch / vnd andere gute Gelegenheit / die Weser darreyche. Sie brawe auch ein gutes Bier / so vielen Benachbarten angenehm; vnd seye da ein Vberfluß an vnderschiedlichen Kauffmannschafften. Habe drey Collegia, vnter welchen die Bischoffliche Kirch / oder der Dom. Es ist aber darbey zuerinnern / daß der besagte Dom / gar finster / auch sonsten nicht viel denckwürdiges da zusehen ist. Obgedachtes Schloß / wird bey den Scribenten Wedekindesburgk genannt; vnd soll gestanden seyn / wo jetzt der Dom stehet. Die Braunschweigische Chronic saget: Man sehe noch auff den heutigen Tag die Mauren / die vmb die Burg hergegangen sind; vnd seye gedachter König Wedekind / wie daselbst weiter am 30. Blat zulesen / Anno 786. getaufft worden. Es hat die Statt auff zwey tausend Schritt / gegen Mittag vnd Morgen / fruchtbare Aecker / auch vberflüssige Wiesen / vnd Weyden / vnd einen eygenen Wald gegen Mitternacht. Was die Geschichten dieser Statt anbelanget / so könten solche in der Mindischen Chronic gelesen werden. Wir wollen allein der letzten etliche gedencken. Anno 1519. in der stillen Wochen / fiele / vnverwarneter Sachen / Bischoff Johann von Hildeßheim / in das Stifft Minden / raubete / vnnd brandte grewlich: Er gewann auch in kurtzer Zeit die Statt Minden / die muste sich ergeben / vnd ihm huldigen / vnd schwören; wie hievon in gedachter Braunschweigischen Chronic p. 302. vnd bey dem Henrico Petrei de Monasteriis, p. 24. zulesen.

Anno 1538. ward diese Statt / weiln sie die Religions-Reformation vorgenommen / vnnd dahero Händel mit den Catholischen Geistlichen bekommen / von dem Cammergericht in die Acht erkläret; deren sich ihre Bundsgenossen / der Churfürst zu Sachsen / vnnd Landgraff in Hessen / angenommen haben. Dahero die Execution / biß ins Jahr 1547. anstehen blieben; in welchem sie von Jodoco Grunningo, oder von Croningen / auß Befelch Keyser Carls deß Fünfften / vberzogen worden; davon Sleidanus, in selbigen Jahren / vnnd andere mehr / zusehen seyn. Chytraeus sagt: Sie habe sich damaln gleich ergeben. Anno 1626. hat Minden der General General Graff von Tilly eingenommen. Anno 1631. ward allhie erstlich / die Reformation vorgenommen / vnnd die der Augspurgischen Confession zugethane Kirchen / durch Keyserliche Commissarien eingezogen; wie Theils berichtet haben. In dem andern Theil deß Theatri Europaei stehet: Daß allhie / in besagtem 31. Jahr / zu Anfang deß Julij / durch den Bischoff von Oßnabruck (so auch Bischoff zu Minden) ein schneller Reformations-Proceß / zu vnser lieben Frawen vorgenommen / vnd durch seine Subdelegierte den Jungfrawen angezeiget worden / daß sie alsobald das Stifft / oder Abtey / mit aller Zugehör / raumen / vnnd den Jesuitern einhändigen solten: Dawider der Raht allda nichts vermocht habe. Bald aber darauff kam Landgraff Wilhelm zu Hessen daher / vnd eroberte solche Statt durch Accord. Folgends bekam sie wider eine Keyserische Besatzung: Ward aber Anno 34. den 10. Novembris / von Hertzog Georgen von Lünenburg

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Westphaliae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_merian_Westphaliae_032.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)