Seite:De merian Westphaliae 040.jpg

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Romanisch; wiewol dieselbige sich mehr auff die Frantzösische lencken. Die Wasser allda / als die besagte Maaß / oder Mosa, vnd Legie: Item / die Vees / Veses / vnd Ambluar / so durch die Statt rinnen / vnnd darüber Marmolsteinerne Brücken gehen / seyn Fischreich: Die Bürgers- vnd andere Häuser / statt- vnd ansehenlich erbawet / darinnen man gar säuberlich Hauß helt. Es gibt auch allerley Handwerck in grosser Anzahl allda; welche / wegen der Fruchtbarkeit daselbst / gar wol nehren können. So ist auch der Lufft allhie gut / vnnd gelind. Dann obwoln ein ziemlicher Theil der Statt gegen Mittag liget; so thut doch selbigen Mittagswind der Ardenner Wald / so höher ligt / brechen / vnnd bequem machen. Die Morgenwinde haben ihren freyen Zugang; vnd thun die stätige Fewer von denen selbst gewachsenen Kohlen / den gröbern Lufft reinigen / vnd subtiler machen. Es ist Lüttich vor Zeiten ein Königliche / sehr mächtige / vnnd freye Statt gewesen / ehe sie vom Hertzog Carlen zu Burgund / wie hiennten gesagt wird / bekrieget / vnnd in ihres Bischoffs Gewalt gäntzlich gebracht worden ist / wie Kyriander in der Trierischen Chronic / part. 17. fol. 225. redet. Es wil gleichwol Lud. Guicciardinus, in Beschreibung deß Niderlands / daß sie noch ein Reichs-Statt seye / die zum Türcken-Krieg Volck / oder Gelt / hergeben müsse. Der Bischoff seye zwar ihr Herr vnd Fürst: Sie hab aber solche Privilegia, daß sie gleichsam für eine freye Statt zu achten. In Appellation-Sachen / sey sie in Geistlichen nach Cölln / vnd von dannen gen Rom: Vnd in Weltlichen / biß auff ein bestimpte Summa Gelts / an das Cammergericht gen Speyer pflichtig. Es seyen da zwey vnd dreyssig Handwerck / welche im Namen der gantzen Gemeind / einen solchen grossen Gewalt / vnnd Ansehen haben / daß man in Sachen die Landschafft / vnnd Statt-Regiment betreffend / ohn ihre Bewilligung / nichts fürnehmen / ordnen / vnd erörtern könne: Vnd vnter denen / sey das Goldschmid Handwerck das Fürnembste / vnd das ältest / der Hueffschmide. Dieses sagt der Guicciardin.

Vnd zwar / was die Appellation nach Speyer anbelanget / so wird solches noch heutiges Tags in acht genommen. Aber der Reichs-Anlagen halber / findet sich Lüttich nicht absonderlich in der Reichs-Matricul; sondern ihr Herr / der Bischoff / ist / sampt den Stätten / Lüttich / Bullion / vnd Mastricht / Monatlich auff fünfftzig zu Rossz / vnd hundert vnd siebentzig zu Fuß / in derselben angelegt; wiewol diesem Stifft offt alles nachgelassen worden ist.

Von Sachen / so allhie sonderlich zusehen / vnnd darunter erstlich von Kirchen / etc. ist oben allbereyt / was gesagt worden. Den Thumb / zu S.Lamberto, oder die Bischoffliche Hauptkirch / (darinn ein gewaltiger Schatz) hat S. Hubertus, deß Hertzogen Bertrandi auß Aquitanien / Sohn / der Bischoff allhie / gestifftet / darein niemands / so nicht vom Adel / oder ein Doctor, vnd Licentiat / kommen kan. Den Ritter S. Geörgen von reinem Gold / hat obgedachter Hertzog Carl von Burgund dahin gestifftet. Die Thumbherrn / so deß Bischoffs Rähte seyn / mögen sich / wann sie noch nicht Priester worden / verheuraten / vnd ihren Stand wider ändern. Es soll Lüttich ihres gleichen / an ansehenlichen Kirchen-Gebäwen / weder in Teutschland / noch Franckreich / haben. Daher auch nicht allein die Statt / sondern das gantze Stifft / der Pfaffen / oder der Priester Paradiß genannt wird: Vnd Franciscus Petrarcha gesagt hat: Er habe Lüttich / einen herrlichen Ort für die Geistlichen / gesehen. Johannes Mandaville, oder de Mandeville, ein Engelländer / welcher so viel seltzame Reysen in der Welt vollbracht / wie auß seinem im Jahr 1507. Lateinisch / Frantzösisch / vnnd Teutsch / außgangenem Raißbuch / zuersehen / hat gesprochen: Daß er kein Land gefunden / das ihme besser / als dieses / gefallen hätte; daher er sich allhie zu Ruhe gesetzt / vnd in S. Wilhelm Convent / außerhalb der Pforten Aurei, Anno 1371. begraben worden ist; wie sein Grab / vnd die Schrifft / Abraham Ortelius in Itinerar. Gallo-Brabantino p. 212. vnd Fr. Sweertius in deliciis varior. Itinerum pag. 519. setzen. Bey seinem Bildnüß stehen / in Lütticher Spraach / diese Wort: Vos ki paseis sor mi pour Lamour Deix Proies por mi. Man weiset daselbst seine Messer / Sattel / vnd Sporen / deren er sich im Raisen gebraucht haben solle. Vnter denen vielen / vnd sehr schönen zu oberst auff den Berglein gelegenen Klöstern / ist / ausser der Statt / auch das prächtig / vnnd ansehenliche zu S. Lorentzen / so Bischoff Raginardus vmbs Jahr 1025. erbawet hat. Vnd in der Statt ist / vnter andern / auch sonderlich S. Johannis deß Evangelisten / Kirche / in einer Insul / zusehen / in welcher obgedachter Bischoff Notgerus, so die Statt mit einer Mawer vmbgeben / vnnd die Bischoffliche Kirch / so vom Alter Schaden gelitten / von Grund auff ernewert hat / begraben ligt; dessen Lebens-Beschreibung vnnd herrliche Thaten / daselbst / vnnd in dem obgemeltem Itinerario Ortelii, p. 218. seqq. weitläufftig zulesen seyn. Vnd hat besagte Stifftskirche / so gantz rund / vnd der zu Aach / ausser der Capellen / so folgends auff den Seiten darzu kommen seyn / gar gleich ist / er auff seinen Kosten auch die andere / vnd ingleichem sehr schöne in dieser Insul / so die gröste in Lüttich von der Maaß / oder Mosa gemacht ist / gelegene S. Jacobs-Kirch (so Theils ein Abtey nennen) aber / Bischoff Balduin Anno 1014. erbawet. Deß Bischoffs-Hoff / gegen der Hauptkirchen S. Lamberti vber / ist sonderlich auch zusehen; welchen / weiln vorhin die Bischöffe allhie kein gewisse Wohnung hatten / Bischoff Erardus von der Marck / sehr ansehenlich / vnd doch in einer kurtzen Zeit / damit er Keyser Carln den Fünfften / darinn beherbergen konte / auffgeführet hat. Es seyn darinn / neben andern / auch sehr stattliche Gärten / vnd künstliches Wasserwerck / angeordnet. Wie es dann in dieser Statt auch sonsten viel schöner Gärten / Gemälde / Bilder / vnd dergleichen / hat. Vnd seyn sonderlich in deß Levini Torentii,

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Westphaliae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_merian_Westphaliae_040.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)