Seite:De merian Westphaliae 069.jpg

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acht genommen / vnnd der Wasser Vngestümmigkeit von den Feldern abgewendet werden solle: Wie dergleichen Warburg / im Dänischen Seeland / vnd im Braunschweigischen auch seyn / davon Werdenhagen de Rebuspubl. Hanseat. part. 4. c. 7. p. 40. zulesen. Es hat dieses Westphälische Warberg vor Zeiten den Graffen Titul geführet. Vnd wird in der Westphälischen Craiß-Verzeichnuß vnter den Reichs-Stätten / vnd in der Reichs-Matricul Monatlich auff drey zu Rossz / vnnd dreyzehen zu Fuß / angelegter gefunden: Die aber der Bischoff zu Paderborn eximiert; wiewol sie noch ihre Freyheiten hat / auch ein Hansee-Statt ist. Abraham Sauer / in seinem Theatro Urbium schreibet / auß deß Cantzii Metropoli daß der Zehende Bischoff zu Paderborn / Meinwercus, sie vom Keyser Henrico II. solle bekommen haben / als Dedicon der letzte Graff (von Warberg) gestorben war. Aber / wann dem also wäre / was hätte es deß absonderlichen Anschlags in der Reichs-Matricul / vnnd sonderbarer Session vnter den Reichs-Stätten folgends / nach so langer Zeit / bedörfft? Glaublicher ist anderer Meynung / daß diese Statt vielleicht ein Pfand-Schilling vom Reich seyn möge. Siehe oben Brackel. Sie ist ziemlich schön erbawet; aber eines vngleichen Lägers: Allda zusehen / die Newstätter / vnd Altstätter Kirch: Item / die zu den schwartzen Brüdern / S. Peters Kirch / S. Johanns Kirche / vnnd andere. Hat auch eine Kirch in der Burg / vnnd vier Thor. Ihre Beschreibung findet man auch bey dem Georg Braunen / im dritten Theil seines Stättbuchs / vnd bey dem Casp. Ens, in deliciis apodemicis p. 216. Was die von Wartburg / Anno 1357. für einen Schaden gelitten / davon ist die Limpurgische Chronic p. 16. zulesen. Anno 1632. hat Landgraff Wilhelm auß Hessen / diesen Ort mit stürmender Hand erobert. Anno 1639. haben die Hessischen dieses Warburg erstiegen / auß welchem die darinnen gelegene Guarnison sie offendiert haben mag; wiewol sie dieselbe nicht außgetrieben / sondern sich neben solcher im Quartier verpflegen lassen; wie in Tomo 4. Theatri Europaei, fol. 85. stehet.


Werden / Werdena,

Ligt zu Eingang deß Landes Westphalen / an den Gräntzen der Graffschafft Marck / deß Hertzogthumbs Bergen / vnnd deß Ertzstiffts Cölln / an dem Wasser Rur / von welchem sie jeweilen Rura genannt worden: Miraeus in Fastis, pag. 159. Ist wegen deß von S. Lutgero allhie angerichten Klosters / entstanden; wie dann desselben 42. Abt / Wilhelmus von Hardenberg / Anno 1317. diese Statt erbawet / vnd dieselbe Graff Engelbrecht von der Marck / mit Bürgerlichen Freyheiten / deren sie noch geniesset / begabet hat. Die ansehenliche / vnd sehr berühmbte Abtey allhie / ist zu Ehren der Welt Heyland / wie auch der H. Jungfrawen Mariae, S. Petri vnd Pauli, vnd anderer Heiligen / geweyhet / vnd mit vielen der König / vnd Keyser Privilegiis, vnnd Freyheiten / versehen / vnnd vermehret worden. Wie dann der Abt allhie / ein Stand deß Reichs / vnnd Monatlich auff zwey zu Rossz / vnd sechs zu Fuß / in der Reichs-Matricul belegt ist: Wiewol er seine Schäden / vnd Vnvermögenheit prätendierte / vnd daher vmbs Jahr 1602. nichts geben haben solle. Beym nächsten Reichstag zu Regenspurg / in Anno 1641. ist Abt Hugo zu Werden / vnd Helmstatt / durch Bottschafft erschienen. Obgedachter erster dieses Klosters Stiffter / vnd Vorsteher / S. Lutgerus, ein Frießländer / ist der erste Bischoff zu Münster gewesen / so zun Zeiten der heiligen Bonifacii, vnd Willibrordi gelebt hat; Anno 809. gestorben / vnd allhie / wie auch sein leiblicher Bruder / der heilige Hildegrinus, der erste Bischoff zu Halberstatt / so Anno 817. sein Leben geändert / begraben worden ist; nach deme er zuvor auch besagtem Benedictiner Kloster / die Statt Helmstatt im Braunschweigerland / so ihme gegeben worden / vberlassen hatte: Welche Statt aber folgends / wider vom Kloster kommen / gleichwol den Aebten der Titul derselben blieben ist. Die Bürger zu Werden ziehen viel Viehes / daher auch ihre meiste Nahrung; wie auch auß den Fruchtbaren Aeckern / vnnd Feldern / sehr hohen / vnnd waldechten Bergen / auff welchen bißweilen vnglaubliche Herden Schweine zusehen; daher dann die Westphälische Schüncken / vnd geräucherte Hammen / in der Menge kommen. Die Bächlein / so von den Bergen herunter fallen / geben ein gar lieblich angenehmes Geräusch. So haben sie / wegen der vorbey fliessenden Ruhr / oder Roer / gute Gelegenheiten zu ihren Sachen / vnd bekommen darauß gute Fisch / vnd sonderlich faiste / vnd wolschmeckende Ael. Beyde Gestad der Ruhr / seyn allda mit einer steinern Brücken vereiniget; vnd hat der Landsfürst daselbst auch ein Schloß. Stehe hievon insonderheit G. Braun / im dritten Theil seines Stättbuchs / vnd die Beschreibung Helmstatt / im Theil vnsers vorhabenden Wercks / vom Nider-Sächsischen Craiß.

Es ligt nicht weit von Essen / vnnd Werden / Ketwyck / an den Bergischen Gräntzen / vmb deren Brücken allda vber die Ruhr / in dem jetzigen Teutschen Krieg / man sich sonderlich angenommen hat.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Westphaliae. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1647, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_merian_Westphaliae_069.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)