Seite:De merian Westphaliae 070.jpg

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Werle / Werla.

In Westphalen / Stättlein / vnd vestes Schloß / dem Ertzstifft Cölln gehörig / allda der eine Officialis Judex Archiepiscopalis Coloniensis, so Arnsbergensis genannt wird / residieret. Wird zur Graffschafft Arensberg gerechnet. Ligt zwischen den Wassern Lippe / vnnd der Ruhr / jedoch näher bey der Ruer. Von diesem Ort / dahin sich Keyser Heinrich der Erste / bey der Hunnen Einfall / wegen mehrer Sicherheit / begeben / ist insonderheit Johan. Angelius à Werdenhagen de Rebuspubl. Hanseat. part. 3. cap. 5. p. 224. zulesen.

Anno 1586. hat Martinus Schenck das besagte veste Schloß / vergebens belägert / wiewol er das Stättlein erobert hat: Aber Anno 1633. den 17. Octobris / hat Landgraff Wilhelm auß Hessen / erstlich das Stättlein / vnnd darauff den 1. Novembris auch das Schloß / mit Accord / erobert. In dem Anno 1644. wider zu Ambsterdam außgangenem Atlante stehet: Daß Werla seye deß Hertzogthumbs Westphalen Hauptstatt: Lige auff einem fetten / vnnd fruchtbaren Boden / habe viel Saltzpfannen / vnd ein schönes Rahthauß. Das besagte Hertzogthumb Westphalen / habe gegen Auffgang / die Grafschafft Waldeck / von Mittag / das Hessische Gebürge; gegen Nidergang das Märckische Land / von Mitternacht / die Bischthümber Münster / vnd Paderborn. Diß Hertzogthumb begreiffe heutiges Tags die Graffschafft Arensberg / vnnd das vbrige Theil von dem Hertzogthumb Angern / dessen Gräntzen schwerlich zubeschreiben seyen; sintemal von demselbigen nichts mehr / dann das eintzige Dorff Engern in der Graffschafft Ravensberg vbrig / etc. Vnd dann / so wird wider von den Nachbarn dieses Lands daselbsten / gesagt: Daß selbige seyen / die Marck / Münster / Lippe / Paderborn / Waldeck / Hessen / vnnd die Graffen vom Westerwald. Oberwehnte Graffschafft Arensberg habe / ausser der Hauptstatt / noch etliche andere Stättlein / als Hohestatt an der Lippe / Geseke / Ervete / Aenruchte / Molheim an dem Mon / Nienhuß an gedachtem Fluß / Neim / Hüllinckhoven / Olinckhusen / Herstberg / Brilon / Meschede an der Ruhr / Sunderen / Oldendolp / Fredeborg / Medebach / etc. Vber diß befinden sich etliche fürnehme Ort / als Wedinckhusen / vnd andere / so alte Gebäwe / vnd deß Witikindi Schlösser / vnd Wohnungen / gewesen / etc. Gegen Nidergang / beydem Stättlein Balve / sey ein grosse Höhle / dessen Außgang / oder Ende / man nicht wisse. Siehe vnten im Anhang / Brilon.


Wesel / Vesalia Inferior.

Diese im Hertzogthumb Cleve / an der Lippe / so darbey in den Rhein fället / gelegene Statt / wird zum Vnderscheid deß Obern-Wesel / so dem Ertzstifft Trier gehörig / Vnter- oder Nider-Wesel genannt. Ligt Vnter Berck / oder Rheinbergen / bey Burick vber; vnnd ist ein schöne / veste Statt / auch vor den nächsten Kriegen gar Volckreich gewesen / da man ziemlichen Handel getrieben. In der Reichs-Matricul ist sie Monatlich auff fünff zu Rossz / vnd fünfftzig zu Fuß / angelegt. Ist aber von den Hertzogen zu Gülch / Cleve / vnd Bergen sine onere eximirt worden; vnd beruhete Anno 1602. die Sach noch in Camera. In deß Westphälischen Craiß-Verzeichnuß wird sie noch vnter die Reichs-Stätte gesetzt: Vnd ist eine HanseeStatt. Gehen auch die Appellationes von dannen nach Speyer / wiewol / was jetzt / da sie Holländisch ist / geschicht / wir so eygentlich nicht wissen können. Graff Eberhard von Cleve / vnd Testerband / hat das Stifft allhie / Anno 1125. angerichtet.

Keyser Rudolph der Erste / solle dem 24. Graffen von Cleve / dem Theodorico VIII. welcher ihme / dem Keyser / trewen Beystand wider seine Feinde gethan / die Statt Wesel (aber / sonders zweiffels mit gewissem Vorbehalt) geben haben. Es seyn auß dieser Statt kommen / Arnoldus Wesaliensis, ein gelehrter Mann / vnd Tilemannus Heshusius, ein fürnehmer Theologus, so zu Helmstatt begraben ligt. Es seyn da S. Willibrods / vnd S. Antonii Kirchen / zusehen. So hat es allhie ein sonderliches Hauß / darinn alte erlebte Leut versorget werden. Bey den Niderländischen Kriegen haben sich Anfangs gar viel auß Holland / Seeland / Artois / Flandern / Braband / hieher begeben / daher die Statt an Kauffmannschafft / Macht / vnd Reichthumb zugenommen; allda es allerhand Religionen geben; biß Franciscus Mendoza, der Groß Admiral von Arragonien / Anno 1598. ein grosse Summa Gelts von der Statt erzwungen / vnd den Raht dahin gebracht hat / daß er das folgende Jahr den Römisch-Catholischen alle Kirchen hat eingeben müssen. Vnd hat diese Statt auch vorhero von den streyffenden Partheyen allerley Vngemach erlitten. Man sagt: Daß sie damaln / nämlich / in Anno 1598. dem gedachten Admiranten / hundert vnd fünfftzig

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Westphaliae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_merian_Westphaliae_070.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)