Seite:De merian Westphaliae 071.jpg

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tausend Gülden / vnd tausend Malter Korns / habe geben / vnd sich damit abkauffen müssen. Sie hat sich hernach der Neutralität beflissen: Aber da ihr Herr / der letzte Hertzog von Cleve / Anno 1609. gestorben / vnd die Herrn Erben / der Länder halber / sich nicht recht vergleichen konten; da ist Ambrosius Spinola, mit seinen Spaniern / Anno 1614. den 7. Septembris kommen / deme sich die Statt auch / mit gewissem Beding / ergeben / weil sie ihme zu widerstehen / zu schwach zuseyn vermeynte / vnd die Staadische / oder Niderländische Hülff zulang verzoge; wiewol man damaln / die Bürger auff sechs tausend schätzte / vnd achtzig Stück Geschützes auff den Wällen stunden / damit sie sich / anderer Meynung nach / noch ein weil / biß der besagte Holländische Succurß / der nicht weit mehr von dannen war / angelanget were / hätte wehren können. Es seynd folgends von den Bürgern viel Klagen vber die Spanische Besatzung gehöret worden. Gab auch Empörungen allhie. Dardurch dann vervrsacht ward / daß die Statt noch zwey tausend Soldaten einnehmen: Vnd also die von Wesel 15. Jahr / biß auff das 1629. in grossen Trübsaln / vnnd Aengsten / leben musten; biß in selbigem Jahr / durch ein sonderlichen Kriegslist / die Statt der Spanier befreyet worden / vnd / an ihrer statt / sie der vereinigten Niderländer Volck hinein bekommen hat. Welcher aber zu wündschen were / daß sie wider in den alten Freyheitsstand gelangen möchte. Siehe hievon G. Braun / im ersten vnd vierdten Theil seines Stattbuchs / G. Ens, in deliciis p. 168 Bertium lib. 3. Rer. German. p. 701. Joh. Angel. à Werdenhagen de Rebuspubl. Hanseat. part. 4. cap. 2. fol. 15. seq. Thom. Michaël. de Jurisdict. th. 54. lit. G. 3. p. 53. Emanuel von Metern / in den gedachten Jahren 1598. 1614. vnd 29. seinen / vnnd deren / so ihn continuirt haben / Niderländischen Historien; vnnd von der letzten Eroberung das Theatrum Europaeum, in dessen 4. Theil / am 864. Blat / auch folgends stehet: Vmb den 12. Julij Anno 1642. hat sich ein seltzam Vnglück / mit angezündetem Pulver / in der Statt Wesel zugetragen: Ein Karrenmann hat Pulver geführet / dessen ein Fäßlein nicht dem besten zugeschlagen / oder verwahret gewesen: Deß Pferds Huffeisen eines / hat im Ziehen Fewer geschlagen / darvon dieses Fäßlein angezündet worden: Welches nicht allein an den Häusern / vnd Fenstern / trefflichen Schaden gethan / sondern auch vber viertzig bekante Personen getödtet hat. Der Karrenmann / Pferd / vnd Karren / seyn auch darauff gangen.


Wildeshusen / Wilshusen /

An der Hunte / bey zwo Meilen von Delmenhorst / vnd drey Meilen von Bremen / gelegen. Es schreibet Hamelmann in der Oldenburgischen Chronic part. 1. c. 21. Daß die Statt / Hauß / vnd gantze Herrlichkeit Wildeshausen / durch eine Summa Gelts / von Oldenburg / an das Stifft Bremen kommen: Vnd habe hernach Ertzbischoff Nicolaus von Bremen / dem Bischthumb Münster / solches Wildeshausen / Anno 1429. für 4200. Rheinische Gülden / mit außtrücklichem Vorbehalt Jährlicher Widerlösung / versetzt / vnd verpfändet. Vnd haben hernach die Graffen von Oldenburg / von den Münsterischen / viel Vbertrangs auß diesem Ort gehabt. In der Braunschweigischen Chronic stehet am 33. Blat / daß Hertzog Wigbert zu Engern / die Kirche zu Wildeshusen (da er eine Zeitlang Hoff gehalten) in die Ehr S. Alexandri gestifftet / daselbst er auch im Jahr 816. oder 825. begraben worden. Sein Sohn / Hertzog Walbert zu Sachsen vnd Engern / hab den angefangenen Baw der Kirchen S. Alexandri zu Wildeshausen vollend außgeführet / sey darauf gen Rom gezogen / vnd von dannen S. Alexandri Heiligthumb mit sich hinweg gebracht. Er seye An. 956. gestorben / vnd zu Wildeshusen begraben worden. Vnd am 103. Blat / sagt gemelte Chronic / daß Keyser Otto der Dritte / wann er zu Land war / gemeinlich zu Wildeshausen / im Stifft Münster / oder Altenburg / nicht weit von Delmenhorst gelegen / gewohnet / vnnd allda seinen Keyserlichen Sitz / vnd Hoff gehalten habe: Vnd seye dasselbige Wildeshausen anfänglich von Hertzog Wigberten / König Wedekindes Sohn / gebawet worden. Chytraeus lib. 12. Saxon. schreibet: Daß Bischoff Friderich zu Münster / wegen einer ihme dem Chytraeo, vnbewusten Widersetzlichkeit / dem Burgermeister allhie / Anno 1529. den Kopff abschlagen; alle Mauren / vnnd Wehren der Statt einwerffen / vnd solche zu einem Dorff habe machen lassen. Wer diesen Ort hernach wider zur Statt gemacht / vnnd gebawet / sagt er daselbsten nicht. Anno 1635. ward solche Statt von den Keyserischen eingenommen.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Westphaliae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_merian_Westphaliae_071.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)