Seite:De merian Westphaliae 077.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

oder Haholdus, zu Lage / deme Lemgo / Dethmold / Horn / Lage / Silbeck / Schotmar / vnnd Orlinghausen / zugehört haben. Der Keyser / deme diese Graffschafft Haholtz / Anno 1010. heimgefallen / hat selbige dem Bischoff Meinwerco zu Paderborn geben; der Bischoff aber / hats zur Danckbarkeit / wegen erzeigter Dienste / den Graffen zur Lipp / zum Erbmannlehen geschencket; wiewol erst zun Zeiten Keysers Lotharii die Vollnziehung geschehen; vnd wird jetzt solche Graffschafft das Ampt Dithmaldt genannt.

Anno 1600. hielte Graff Simon zur Lipp / Westphälischer Craiß-Obrister / ein Freyschiessen / zu welchem auch Churfürst Ernestus zu Cölln / geborner Hertzog in Bayern / erschienen / allhie auff dem Bruche / vor dem Hauß / oder Schloß / vnd der Statt / im Julio. Anno 1612. war ein groß Erdbebung allda. Siehe obgedachte Chronic / an vnderschiedlichen Orten; daselbsten auch p. 235. gesagt wird / daß der Zeit die Herrn Graffen / vnd Edle Herrn zur Lipp (von denen selbige Chronic insonderheit zulesen) noch schöne / vnd fruchtbare Ampthäuser / vnnd Vorwercke / haben / als obbeschriebenes Dithmaldt / (dahin auch Lemgow gehörig) Brack / Bullinghausen / Hierse / Papenhausen / Briede / Vornholtz / Helinghausen / Sternberg / Alverdiessen / Bardendorp / Blumberg / Schier / Schwalenberg / Falckenhagen / Aldenburg / Horn / Oisterholtz / Lipperade / Eulenburg / vnd andere. So haben sie auch die grosse Gabe GOttes / vnd reichen Segen / an Saltzbrunnen / zu Saltz-Vfflen. Ihren ersten Sitz hatten sie am Teutenburger Wald / an dem Wasser Lipp / in dem Vberwalder-Land / daher sie auch Waldes geheissen worden seyn; wie am 278. Blat stehet.

Dieffolt / Diepholt / bey dem Dummer See / vnd der Hunte / gegen Hunteborg vber / in Westphalen / gelegen / ist das Hauptstättlein / oder Marcktflecken / vnnd Schloß / der Graffschafft dieses Namens / so jetzt Lüneburgisch; nach dem der Mannsstammen selbiger alter Graffen / in Anno 1585. mit Graff Friderichen abgangen / als ein heimgefallen Lehen / an Lüneburg kommen ist. In der Braunschweigischen Chronic stehet folgends / am 28. Blat / auffgezeichneter: Im Jahr 774. traffen beyde Helden / König Carl von Franckreich / vnnd König Wedekind zu Sachsen / an S. Hülffenberge zusammen / vnnd geschahe da eine grosse Schlacht. König Carl rieff den HERREN JEsum CHRistum vmb Hülffe an / vnd also wurden die Sachsen / durch GOttes gnädige Hülff / in die Flucht getrieben / daher der Berg den Namen bekommen hat / daß er S. Hülffenberg ist genannt worden / vnd zu ewiger Gedächtnüß / ist ein Creutz / vnd Capelle darauff gebawet. Dieser Ort ist gelegen in der Graffschafft Dieffholtz / so nunmehr loß gestorben / vnd den Hertzogen zu Lüneburg heimgefallen: Das Dorff darbey heisset auch zu S. Hülffe / Westphälisch S. Hulpe / in der Tafel.) Die Capell war schön erbawet / darbey ward Jährlich gehalten / ein Frey-Jahrmarckt / oder Kirchmesse / da sich dann viel Leute / Andacht halben / vnnd Ablaß zu erwerben / hin funden. Ist aber nunmehr beyde / Capell / vnd Ablaß / in Abgang kommen. Das Dorff zu S. Hülffe / gehört in die Pfarrkirch Grossen Drebben / da ein Collegium Canonicorum gewesen / vnd die Graffen von Dieffholtz (Westphälisch Dieffolt) ihre Begräbnüß gehabt; in massen der letzte deß Geschlechts / Graff Friderich / daselbst / Anno 1585. mit Helm / vnnd Schild / begraben worden. Vnd am 460. Blat / sagt erwehnte Chronic also: Im Jahr 1585. den 21. Septembris / starb Graff Fridrich zu Dieffholtz / Edler Herr zu Brunckhorst / Graff Rudolffs Sohn / vnd Graff Friderich deß ältern Enckel / seines Geschlechts / der letzte. Hertzog Wilhelm zu Lüneburg / als Lehenherr / hat die erledigte Graffschafft Dieffholtz / zu seinen Händen genommen / vnd also / durch GOttes Segen / sein Fürstenthumb erweitert.


Dulmen / in Westphalen / vnd dem Stifft Münster / allda Hermannus Buschius gewohnet hat / vnd gestorben ist. David Chytraeus, in orat. de Westphalia>/tt>, vermeynt / daß diese Statt von den Dulgumniis vberblieben sey. Es gehöret darzu eine Herrschafft / so Dulman genannt wird.

Echternach / an dem Fluß Saur / Sour / oder Sura, auff der Seiten / vnd fast gegen der Statt Trier vber / vnd bey vier Meilen davon / im Gebürg / vnd an den Trierisch- vnnd Lützenburgischen Gräntzen / aber allbereit im Hertzogthumb Lützenburg gelegen; ein ansehenliches Kloster / Benedictiner Ordens / vnter die Trierische Inspection gehörig / so von Theils mit einem alten Namen Andethanna, oder Andethannia, geheissen wird. Ist in dem Westphäliachen Craiß-Register / als ein Stand deß Reichs / gesetzt; Solle auch noch auff die Reichstäge beschrieben werden: Wird aber von Spaniern / vnter dem Titul Burgund eximiert. Siehe oben den Eingang dieses Tractats. Es sollen in obbesagtes Wasser Sur / nicht weit von dem Kloster / andere zwey / nämlich / die Pruim / oder Pronaea, vnnd die Nyms / oder Nemcha. Es ist sonsten gedachtes ansehenlich / vnd reiches Kloster zu S. Willibrordo genannt / ein freyes Stifft / deme auch das darbey gelegnes vestes Stättlein / zusampt dem Schloß Bollendorff vnd dem Dorff Dreyß / gehörig / Müntz zuschlagen Macht hat. Es solle da / neben andern schönen Sachen / auch ein Evangeli-Buch von klarem Gold geschrieben; wie auch ein anders von Gold / vnd Silber / in welchem das Leben deß obgedachten heiligen Willibrordi, zusehen seyn; welcher der erste Abt allhie gewesen / vnd auch da begraben worden. Es hat der Abt dieses Klosters / vor diesem von den Teutschen Keysern das Lehen empfangen / so auch von ihnen / vnd den Päbsten confirmiert / von den Ertzbischoffen zu Trier aber consecriert worden. Der 69. Abt war Joannes Bertelius, so die Luxenburgische Histori geschrieben / vnnd gestorben / Anno 1607. deme Petrus Richardotus

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Westphaliae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_merian_Westphaliae_077.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)