Seite:De merian Westphaliae 088.jpg

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Breinen zu / die Vestung / vnnd fürnehmer Passz Drackenburg / oder Drackenborg / auch / in der Graffschafft Hoye.

So viel aber die Graffschafft Hoya / anbelanget / so sagt Johann Becherer in der Thüringischen Chronic / am 593. Blat / es sey Graff Otto von der Hoya / der letzte deß Stammens / Anno 1582. gestorben / vnd die Graffschafft an die Hertzoge von Braunschweig / vnd Lüneburg gefallen. Die newe Braunschweigische Chronic berichtet an dem 348. Blat / daß in gedachtem Jahr / den 26. Februarij / auff dem alten Gräfflichen Schloß Hoya / gedachter Graff Otto zur Hoya / vnnd Bruchhausen / gestorben; der sechs Brüder gehabt / deren theils auch verheurat gewesen / aber / sampt ihme / vnnd also sieben Brüder / innerhalb sechs vnd dreyssig Jahren / ohne Erben / verstorben / vnd also dieses löbliche Geschlecht / so von Keyser Lotharii deß Sachsen Regierung / biß auff diese Zeit floriert hatte / verloschen. Die hinderlassene Herrschafften seyen den Lehenherrn / nämlich den Hertzogen zu Braunschweig / vnd Lüneburg / vnnd Landgraffen zu Hessen / heimgefallen. Die Hertzogen zu Braunschweig haben bekommen folgende Schlösser / Stoltzenow / Erenburg / Sieck / Steigerberg / Sidenburg / Depenaw / Barenburg: Den Hertzogen zu Lüneburg seye zugefallen / Hoya / vnd Nienburg / die fürnehmbste Statt in der Graffschafft / Lavenaw / vnnd Bruchhausen; der Landgraff zu Hessen habe bekommen Vcht / vnd Freudenberg. Die Hertzogen zu Braunschweig / vnd Lüneburg / haben das Hojesche / vnnd Bruchhausische Wappen / ihrem gewöhnlichen Schilde einverleibet / sich hinfort drey Helmen gebraucht / deß Tituls aber niemals angemasset. Am 406. Blat stehet daselbsten / daß / nach Anzeig der geschriebenen Mindischen Chronicken / im Jahr 1295. das Gräffliche Schloß HOYA / ein Schloß mit der Weser vmbflossen / das Stättlein aber in zwey Theil abgetheilet / gebawet worden seyn solle: Die Stifftsgenossen hätten sich darwider geleget / mit Einwedung / der Grund vnnd Boden wäre Mindisch / es seye aber darbey verblieben. Vnd dieser Chronic wird am sichersten zuglauben seyn. Siehe aber auch / was Hamelmann in dem Oldenburgischen Chronico part. 3. cap. 15. pag. 399. hiervon schreibet.

Niem / oder Nihem / nahend Driborg / im Stifft Paderborn / ein Stättlein / so die Schwedischen / sampt dem benachbarten Stättlein Steinheim / oder Stenheim / am Flüßlein Hec / vnnd auch in diesem Stifft gelegen / Anno 1639. außgeplündert haben. Besagtes Stenheim / ist deß Hermanni Tulichii, vnnd Reineri Reineccii, Vatterland; wie Chytraeus lib. 3. Sax. p. 83. sagt.

Nienhuß / oder Newhausen / nahend Lippspring / vnd Paderborn / vnd in selbigem Stifft / an der Lippe gelegen. Es ist auch ein Nienhuß / in der Graffschafft Bentheim / an der Vechta / vnd also auch noch in Westphalen. Wie wir finden / so ist ein Westphälisch Newhausen / Anno 1635. von den Keyserischen eingenommen worden.

Obernkirch / ein Kloster in der Graffschafft Schawenburg / nicht gar fern von Bückenburg / welches / als vom Keyser Ludovico Pio, Keyser Carls deß Grossen / Sohn / gestifftet / für das ältiste zwischen der Weser / Leine / vnnd Aller / gehalten wird. Was darbey ligt / nennet Spangenberg einen Flecken: Der Mindische Bericht eine Statt heutigs Tags.

Oldersheim / vier tausend Schritt / vber Embden / an der Embs / in Ost-Frießland gelegen. Hat einen herrlichen Port / schöne Häuser / auch ordentliche Gassen / wie eine Statt / vnd ein stattliches Schloß / auff welchem vorhin die von Oldersheim Hoff gehalten / welches Geschlecht aber von kurtzer Zeit mit Acrone abgestorben ist. Im Atlante wird dieser Ort Oldersum genant / vnd gesagt / habe sechs Pfarrkirchen.

Orsoy, eine Statt am Rhein / gegen Dinxlaken vber / welches Orsoy man in die Graffschafft Moers / von der hieoben / rechnet; wiewol Theils solche Statt dem Clevischen Land noch geben. Bey den Niderländischen Kriegen hat die Statt auch mit leyden müssen. Vnd hat folgender Zeit Spanien eine Besatzung hie vnterhalten. Aber Anno 1632. ist sie von Graff Wilhelmen zu Nassaw mit Ernst belägert / vnnd den 7. Novembris / sampt dem Schloß / mit Accord erobert worden; nach dem zuvor eines Hauptmanns Anschlag darauff gefehlet hatte. Anno 1638. zu Außgang deß Octobris / hat sie durch Fewer / einen grossen Schaden gelitten.

Ort / oder Orthen / ein sehr vestes Schloß / der Graffen von Ost-Frießland / gegen Leer / oder Lier / vber / wo die Laeda in die Embs fället, wie Emmius schreibet.

Per / oder Peer / ein Stättlein im Stifft Lüttich / an der Dommele / vnnd den Gräntzen von Braband.

Petershagen / zwischen Minden vnd Stoltenow / an der Weser / ein feiner Flecken / darinn ein Castell mit einem Wall versehen / allda deß Bischoffs von Minden Residentz ist; so Anno 1519. Bischoff Johann von Hildesheim / in dem Braunschweigischen Kriege / vnd die Schwedischen / Anno 1636. erobert haben: Wie auch Anno 1553. Hertzog Philippus Magnus, Hertzog Heinrichs deß Jüngern zu Braunschweig / Sohn / welcher die Vrsach seines Kriegs / diese fürgewand / daß Bischoff Frantz zu Minden / Oßnabrück / vnnd Münster / in vorigen Jahren / deß Landgraffen zu Hessen Macht / vnd Waffen / in Belägerung deß Schlosses Wolffenbütel / als sein Vatter / gedachter Hertzog Heinrich / auß dem Lande getrieben worden / verstärcket hätte / wie Chytraeus lib. 18. Sax. p. 465. schreibet.

Pyrmont / ein vestes Hauß oder Schloß /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Westphaliae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_merian_Westphaliae_088.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)