Seite:De merian Westphaliae 090.jpg

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Saltzkoten / ein starcke Meil Wegs / oder mehrers von Paderborn / vnnd in selbigem Stifft gelegen / ein Stättlein / welches Anno 1633. im Decembri / der von Kniphausen / sampt den Hessischen / mit Sturm erobert / vnd allda vbel gehauset / ist auch das Stättlein / biß auff wenig Häuser / vnnd die Saltzhütten / abgebrandt worden. Siehe den dritten Theil deß Theatri Europaei. Die Tafeln nennens Saltzkott.


Schawenburg / ist der Haupt-Ort in der Graffschafft dieses Namens / nicht gar fern von der Weser gelegen; welches ansehenliches wolerbawtes Berg-Schloß / so Bischofflich Mindisch Lehen / der letzte Graff Otto von Schawenburg / so Anno 1640. gestorben / seiner Frawen Mutter / Frawen Elisabethen / Gräffin von Schawenburg / Wittiben / geborner Gräffin / vnnd Edler Frawen von der Lippe / zum Witwenthumb-Sitz / vnnd auß dem Ampt daselbst 4000. Reichsthlr / bey ihren Lebenszeiten Jährlichs zu empfahen / vnd zugeniessen / verordnet / vnd Anno 1637. den 18. Januarij / von dem ThumbCapitel zu Minden darein consentiert worden. Adolph von Salingleven / hat dieses Schloß Schawenburg auff dem Nesselberg / an dem Suntal (so sich an der Weser / bey dem Hauß Berge anfähet / vnnd nach Osten / biß gen Nassinghausen erstrecket) auß einem Ziegenstall erbawet / darauff ihn hernach Keyser Conrad der Ander / Anno 1030. auff dem Reichstag zu Minden / zu einem Graffen soll gemacht haben. Daher auff diesem Schloß Schawenburg / wie Cyr. Spangenberg in der Schawenburgischen Chronic bezeuget / an einem alten hohen Thurn / diese Schrifft noch an jetzo zufinden:

Annis nongentis, centenister quoque denis
Post Christum natum Schaumburg tenet initiatum.

Folgends / sonderlich zu den letztern Zeiten / ist solches Stammhauß / gewaltig erhoben / vnnd gezieret worden.


Siburg / bey dem Wasser Sieg / gegen Bonn vber / im Hertzogthumb Bergen / da oberhalb das Wasser Bruil / vnd ein wenig vnterhalb die Acker in die Sieg kommet. Daher dieser Ort gar wol gelegen. Ist ein Stättlein / vnd ansehenliche Abtey: Allda auff S. Michaelsberg der heilige Priester Winibaldus; ein leiblicher Bruder deß heiligen Willibaldi; Bischoffs zu Aichstatt / verehret wird; vnnd sind die fürnembste Reliquien von ihme / wie auch von S. Benigno, allhie zu Siburg verwahret. Mitten in der Statt Cöllen hat dieses fürnehme Kloster (dessen Abt / vnnd auch Herr in dem Weltlichen noch Anno 1645. Bertram von Bellinghausen gewesen) 2. Höffe / deren der grössere deß Abts / der kleinere aber deß Capituls / darzwischen S. Aegidii Capell stehet.

Anno 1632. im Herbst / ist dieser veste Ort vom Schwedischen General Baudissin vnversehens vberfallen / vnd erobert worden. Anno 1634. den 5. Decembris / war in dem / zwischen der Cron Schweden / vnnd Conföderierten Stände / an einem / vnd Pfaltzgraff Wolffgang Wilhelmen / etc. am andern Theil / zu Wormbs auffgerichtem Verschonungs-Vergleich / versehen / daß alles Schwedisch Volck / vom Kloster vnd Stättlein Siburg: Item / auß den Stätten / vnd Schlössern Blanckenberg / vnd Windeck / so dann von der Kettwicher Brück / vnnd dem Hauß Landsperg / wie nicht weniger auß der Statt Dortmund / Ruhrort / vnd andern / abgeführet werden solte. Es seyn aber erst im Octobri / Anno 35. Landsperg / Siburg / Blanckenberg / vnd Windeck / von den Schwedischen Besatzungen / den Newburgischen / mit Accord vbergeben worden. Man rechnet von Siburg drey Meilen nach Cölln. In dem vierdten Theil deß Theatri Europaei stehet am 234. Blat / folgends: Der Keyserliche Obriste Meuter wurde in dem Majo / Anno 1640. den Pfaltzgräffischen Newburgischen in Siburg zuwider / vnd liesse etliche Soldaten Hew vnd Sro dahin tragen / dardurch er / vermittelst gedachten Hinderhalts / in das Stättlein vnd Schloß kommen / der Newburgischen etliche nider machen lassen / vnd seine Quartier verbessert.


An der Roer / oder Westphälischen Ruhr ligt ein Sigburg / zwischen Menden / vnd Hattingen / in der Graffschafft Marck. Darvon wir aber keinen Bericht geben können. Auff dem Reichstag zu Regenspurg in Anno 1641. ist persönlich erschienen / Herr Bertram / Abt vnnd Herr zu Sigberg / Stralen / Hulß / vnd Ewenheim: Den wir sonsten weder in der Reichs-Matricul / noch in dem Westphälischen Craiß-Register finden können; vnd vns daher auch allhie ein mehrer Bericht vonnöhten ist: Ob solches Sigberg von dem in Westphalen / oder einem andern zuverstehen seye?

Sinei / wie dieser Ort vom Ludovico Guicciardino, vnd andern / auch in den Reyß-Verzeichnüssen / genannt; aber in den Landtafeln Chiney, vnd Chyney, geschrieben wird. Ligt an deß Hertzogthumbs Lützenburg / vnd der Graffschafft Namur / oder Namen / Gräntzen / acht Meilen von Lüttich; dahin man kompt / wann man von Lützenburg / Arlun / Bastonac / oder Bastoigne; vnd ferners entweder durch la Rocche, oder aber Marche, so auch Marza genant wird / vnd noch Lützenburgisch ist / nach Namur reyset. Es ist besagtes Sinei / oder Chiney, zwar ein kleine / aber vhralte Lüttichische Statt / vnd gehöret dahero zu dem Westphälischen Craiß.

Solingen / an der Wipper / im Hertzogthumb Bergen / da gute Wehrklingen gemacht werden. Anno 1633. haben die Hessischen diese Statt eingenommen. Anno 1642. als viel Volcks der Enden lage / wurde Statt / vnnd Ampt Solingen rein außgeplündert; wie im vierdten Theil deß Theatri Europaei, am 852. Blat / davon der Keyserisch- vnd Bayrischen vbel hausen / gehandelt wird / stehet.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Westphaliae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_merian_Westphaliae_090.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)