Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/077

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Der König darf nicht richten und darf auch nicht gerichtet werden; er darf nicht zeugen und es darf auch nicht gegen ihn gezeugt werden. Unsere Rabbinen haben gelehrt: Warum darf der König nicht gerichtet werden? R. Jeremja sagte: Es heisst vom König David Ps. 17, 2: „Von dir gehe mein Recht aus.“ Daraus ergiebt sich, dass kein Geschöpf den König richten kann, sondern nur Gott. Die Rabbinen sagen: Gott sprach zu den Israeliten: Meine Kinder! ich hatte gedacht, dass ihr frei (unabhängig) von der Königsherrschaft sein solltet, wie es heisst Jerem. 2, 24: „Eine an die Wüste gewöhnte Waldeselin.“ Sowie der Waldesel in der Wüste heranwächst und frei von Furcht des Menschen ist, so dachte auch ich, dass über euch die Furcht vor dem Königthum nicht kommen werde, allein ihr habt es anders gewollt s. das.: „Die in ihrer Brunst nach Wind schnappt.“ Unter רוח Wind ist nichts anderes als das Königthum zu verstehen. Woher lässt sich das beweisen? Es heisst Dan. 7, 2: „Siehe, die vier Winde brachen los auf dem grossen Meer.“ Gott sprach: Wenn ihr denkt, dass ich nicht gewusst hätte, ihr würdet mich einst verlassen, so habe ich euch schon durch Mose gewarnt und ihm gesagt: Weil sie einst einen König von Fleisch und Blut verlangen und selbst über sich setzen werden, so soll es wenigstens kein Fremder sein. Woher lässt sich das beweisen? Aus dem, was wir hier lesen: „Und du sprichst: Ich will einen König über mich setzen .... so sollst du den zum König über dich setzen, welchen der Ewige, dein Gott, erwählen wird; aus der Mitte von deinen Brüdern sollst du einen König über dich setzen.“ Das ist es, was die Schrift sagt Hi. 34, 30: „so dass heuchlerische Menschen nicht mehr herrschen, nicht mehr des Volkes Verderben sind.“ R. Jochanan und Resch Lakisch sind darüber verschiedener Meinung. R. Jochanan sagte: Wenn du einen Heuchler und einen Ruchlosen das Geschlecht leiten siehst, so wäre es für das Geschlecht besser, zu fliehen und nicht von ihm bedient zu werden. Unter den Worten: ממוקשי עם ist nichts anderes als לפרוח fliehen zu verstehen vgl. Am. 3, 5: „Fällt wohl der Vogel in den Sprenkel am Boden, wenn keine Schlinge ihm gelegt ist?“

Oder: „so dass heuchlerische Menschen nicht mehr herrschen.“ Die Rabbinen sagen: Als Könige über Israel erstanden und anfingen, sie sclavisch zu behandeln, sprach Gott: Habt ihr nicht mich verlassen, indem ihr euch Könige gefordert? Das wollen die Worte sagen: „Ich will einen König über mich setzen.“

[9] Das sagt auch die Schrift Ps. 146, 3: „Vertrauet nicht auf Edle (Fürsten)“ u. s. w. R. Simon sagte im Namen des R. Josua ben Levi: Jeder der Gott vertraut, verdient einst zu werden wie er. Woher lässt sich das beweisen? Es heisst Jerem. 17, 7: „Gesegnet ist der Mann, der auf den Ewigen vertraut und dessen Vertrauen der Ewige ist,“ wer aber sein Vertrauen auf einen Abgott setzt, der verschuldet (hat es sich zuzuschreiben), wenn er so wird wie dieser (sein Gott). Woher lässt sich das beweisen? Es heisst Ps. 115, 8: „Wie sie (die

Empfohlene Zitierweise:
August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba. Otto Schulze, Leipzig 1882, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/077&oldid=- (Version vom 31.7.2018)