Seite:Deinzer Das tausendjährige Reich 02.png

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des Martyriums aber wird Niemand teilhaftig, es sei denn, daß Gott selber ihn so führt. Eindrängen in den Kreis der Märtyrer kann sich Niemand.

 Der Zeit des tausendjährigen Regierens der Heiligen geht zur Seite die Zeit der tausendjährigen Bindung des Teufels. Nach Offenbarung 20, 1–3 wird der Satan auf tausend Jahre gebunden, daß er die Heiden nicht mehr wie bisher verführen kann. Diese Bindung des Satans ist keine Folge des Regimentes der Heiligen; sie geschieht schon vorher und darf wohl als Strafe für den Satan, welche der furchtbaren Versündigung an der Menschheit durch die antichristische Verführung entspricht, betrachtet werden, oder aber, was vielleicht richtiger ist, als eine Handlung der Barmherzigkeit Gottes gegen die vom Antichrist so mißhandelte Menschheit.

 Wenn aber auch diese Bindung des Satans einhergeht neben dem Regiment der Heiligen, muß sie doch der Gleichzeitigkeit und der wohltätigen Folgen wegen, die mit beiden Tatsachen für die Menschheit verbunden sind, mit jener stets zusammengedacht und geschaut werden; denn natürlich gehen auch von dem Regiment der Heiligen heilsame Folgen für die Welt aus, wenn sie auch nicht näher ausgeführt sind.

 Als Folge der Bindung des Teufels ist eine mächtige Zurückdrängung des Bösen zu erwarten; das Gute aber wird nicht mehr, wie es bisher der Fall war, und was sogar auch von Heiden, wie von dem Römer Cicero, beobachtet worden ist, erst eine gewisse Furchtsamkeit und Zaghaftigkeit zu überwinden haben, wenn es zu öffentlichem Hervortreten aufgefordert wird; das Gute wird in der Welt die herrschende Macht sein.

 Im weiteren Sinn versteht man unter tausendjährigem Reich jenen glücklichen Zustand, da der Herr nach Ueberwindung und Vernichtung des Antichrists von Zion aus das von allen Propheten verheißene Friedensreich aufrichten wird, und zwar inmitten seines bekehrten Volkes Israel. Das Volk Gottes ist das einzige Volk auf Erden, das dem Antichrist widerstanden hat; an ihm hat sich seine Macht gebrochen, Daniel Kap. 12, 1; und so ist es nur natürlich und folgerichtig, daß Israel der Mittelpunkt für die Welt wird. Das Friedensreich, das der Herr in Zion aufrichten wird, wird alle Herrlichkeit der Zeit Davids und Salomos wiederbringen, und zwar in höchster Steigerung. Das bekehrte Israel wird das ihm verheißene Land nun endgültig einnehmen, um es nie wieder zu verlieren: das Nähere schildern insbesondere die Propheten Jeremia Kap. 30, Kap. 31, Kap. 33 und Hesekiel Kap. 34, Kap. 36, Kap. 37. Aus allen Ländern werden die zerstreuten Israeliten vom Herrn herbeigeführt, „aus ihren Gräbern“ vom Herrn herausgeholt; weinend und betend ziehen sie einher in das Land ihrer Väter. Keiner muß in der Fremde zurückbleiben, selbst den Lahmen und Kindbetterinnen