Seite:Deinzer Das tausendjährige Reich 04.png

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Vaters David einnimmt, von dem aus er über das Haus Jakob herrscht. Es wird ja einst die Hütte Gottes überhaupt in der erlösten Menschheit stehen, Offenbarung Johannis 21, 3. So könnte man annehmen, daß sich dieser Zustand durch das Wohnen des Messias unter seinem bekehrten Volke bereits anbahnt. Der ganze Zustand dieses sogenannten tausendjährigen Reiches trägt offenbar Uebergangscharakter. Das Morgenrot des Tages der Ewigkeit ist mit ihm bereits angebrochen. Schon im ersten Israel betrachtete sich der Herr als den König seines Volkes. So sieht es auch der Seher Bileam in seinen Weissagungssprüchen an: 4. Mose Kap. 23, 19–24 und Kap. 24, 17–19; und da Israel von Samuel einen König begehrte, tröstete der Herr den betrübten Propheten mit den Worten: „Sie haben nicht dich, sondern mich verworfen, daß ich nicht König über sie sein sollte.“ Was der Herr im alten Testament mehr unsichtbarer Weise war, mag im sogenannten tausendjährigen Reich mehr in die Sichtbarkeit hervortreten und der verheißene Herrscher, der „Wunderbar, Rat, Kraft, Held, ewig Vater, Friedefürst, auf dessen Schulter die Herrschaft liegt“, mag in eigener Person dem Friedensreich vorstehen und „den Frieden mehren ohne Ende,“ wie er denn auch in Jesajas Kap. 11, 3 und 4 in der Tätigkeit des Regierens erscheint. Unter ihm wird auch Israel zu einem Volk vereinigt und nicht mehr in zwei Königreiche gespalten sein.

 Daß die himmlische Herrlichkeit jedoch durch das sogenannte tausendjährige Reich nicht erreicht ist, ergibt sich aus Jesaja Kap. 65, 20. Da ist noch die Rede von Sündern, die verflucht sein sollen; denn ob auch der Teufel gebunden ist, deswegen bleibt doch die böse Lust im Herzen des Menschen, die ihm angeboten ist. Aber wie groß die göttliche Gnade sein wird, geht hervor aus der Länge der Zeit, die der Herr verstreichen läßt, bis er eingreift.

 Wir haben bisher noch nichts von einem Tempel vernommen. Davon spricht Jesajas Kap. 60, da heißt es Vers 13 von Jerusalem: „die Herrlichkeit Libanons soll an dich kommen, Tannen, Buchen und Buchsbaum miteinander, um zu schmücken den Ort meines Heiligtums, denn ich will die Stätte meiner Füße herrlich machen“. Und so spricht auch Jeremia Kap. 30, 18: „die Stadt soll wieder auf ihre Hügel erbaut werden, und der Tempel soll stehen nach seiner Weise.“ Und Kap. 33, 11: In dem jetzt verwüsteten Jerusalem „wird man dennoch wiederum hören Geschrei von Freude und Wonne, die Stimme des Bräutigams und der Braut und die Stimme derer, die da sagen: „danket dem Herrn Zebaoth, daß er so gnädig ist und tut immerdar Gutes“, und derer, so da Dankopfer bringen zum Hause des Herrn; „denn ich will des Landes Gefängnis wenden wie von Anfang, spricht der Herr.“ Man könnte denken, die Weissagung wäre schon durch die erste Wiederkehr aus Babel erfüllt, aber da zu gleicher Zeit dem nun angebrochenen religiösen Zustand des Volkes