Seite:Denkwürdigkeiten einer deutschen Erzieherin in Belgien, England, Spanien, Portugal, Polen und Deutschland.pdf/75

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ging und das Laub wegbog, um sich ihm bemerkbar zu machen; Herr S. jedoch ritt vorüber, ohne seitwärts zu blicken, und verschwand in Herrn B.’s Gehöfte neben an.

„Nun, glauben Sie mir jetzt?“ fragte Madame W. mit Bitterkeit.

„Herr B. ist ja sein Freund, erwiederte ich, und wahrscheinlich liegt seinem Besuche nichts Unlauteres zu Grunde.“

„Aber Herr B. ist vor einer halben Stunde ausgeritten und kommt vor Abend nicht wieder.“

„Wär’ es möglich?“ sagte ich gedankenvoll.

„Herr B. weiß Alles, fuhr Madame fort, unsere Söhne haben es ihm gesagt, aber Sie wissen, daß es unmöglich ist, Jemand zu überzeugen, der nicht glauben will. John ist kein undankbarer Hausfreund, und B. braucht immer Geld und Pferde – verstehen Sie?“

Herr W. und einer seiner Söhne traten jetzt hinzu und bestätigten Alles. Da ich Tags vorher den Unterricht des Besuches wegen hatte abbrechen müssen, bat man mich, ihn heute fortzusetzen, und weil das Wetter schön war, blieben wir im Garten. Gegen sechs Uhr machte mich Frau W. wieder auf Herrn S. aufmerksam, welcher aus ihres Nachbars Thorwege und nach Oundel ritt.

„Jetzt können Sie nicht länger zweifeln,“ sagte Frau W. triumphirend.

„Sein Besuch beweist aber immer noch nichts Böses,“ sagte ich in der Absicht sie zu beruhigen; jedoch Madame nahm mir dies sehr übel, legte mir falsche Motive wahrscheinlich unter, denn sie entließ mich beim Abschiede sehr kalt. Ich fing jetzt an, Herrn S. ernstlich zu meiden und verzichtete deshalb auf alle geselligen Unterhaltungen, welche mich in seine Nähe brachten. Aber desto geflissentlicher suchte er mich auf, und ohne eine Erklärung zu fordern oder zu geben, beschränkte er seine Unterhaltung auf allerlei Manöver, welche berechnet waren, mich zu fesseln. Ich durchschaute jedoch dieselben, und während ich nicht umhin konnte, seine Schönheit und seltenen Talente zu bewundern, verachtete ich seine Koketterie. Frau S. und ihre Töchter schien meine Zurückziehung zu betrüben und sie gaben sich alle erdenkliche Mühe, die Ursache derselben zu ergründen, während ich mich sorgfältig hütete, das Geringste darüber zu äußern. Zu meinem Bedauern wurden sich beide Familien jetzt allmälig fremder, und obgleich die S.’sche sich passiv verhielt, so wurde die W.’sche doch von Tage zu Tage feindseliger