Seite:Denkwürdigkeiten einer deutschen Erzieherin in Belgien, England, Spanien, Portugal, Polen und Deutschland.pdf/80

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Pauken, bringt in diesen unermeßlichen Hallen einen unbeschreiblich erhabenen Eindruck hervor, der durch die Abwechselung mit den schmelzendsten Adagio’s und Soloparthieen noch unendlich an Wirkung gewinnt. Es klang meinen begeisterten Sinnen, als ob sich alle Himmel mit der Erde in diesem Jubel-Hymnus des Ewigen vereinigten, und dabei wurde das Gemüth durch die Anschauung dieses erhabenen Tempels zur Ehrfurcht und Anbetung hingerissen. Die Kuppel ist mit schönen Fresken geschmückt, welche die wichtigsten Begebenheiten aus dem Leben des Apostel Paulus, dem die Kirche geweihet ist, vorstellen. Sie endet in einer Kugel und Laterne, worauf sich das Kreuz erhebt. Die Zahl der anwesenden Domherren war sehr bedeutend, und auf dem prachtvollen Chor sah man verschiedene Schulen in ihren eigenthümlichen Trachten. Diese mit vielen Denkmälern und Votivtafeln gezierte Kirche ist echt griechischen Styls und muß den vollkommensten Kenner durch die Reinheit ihrer Bauart und Verzierungen befriedigen.

Wir begaben uns auf einer Wendeltreppe nach der berühmten Wisper-Galerie, wo wir uns von den verschiedensten Seiten gegen die Mauer wispernd wandten und gleichwohl in einer Entfernung von hundert Ellen jedes Wort deutlich verstanden. Die vier Seiten oder Fronten dieses Domes entsprechen den vier Himmelsgegenden. Die westliche nach Ludgate-Street ist vorzüglich imposant; ein erhabenes Portal, welches nach dem Haupteingange führt, ruht auf einer Colonnade von zwölf korinthischen Säulen mit einem oberen Portal von acht Säulen in gemischtem Styl. Die südliche und nördliche Front sind weit einfacher und gleichen einander in ihren Verzierungen; auf der ersteren sieht man jedoch einen Phönix aus den Flammen steigend, worunter das Wort Resurgam zu lesen ist. Halbkreisförmige Portale führen nach den Thoren derselben, und über dem nördlichen befindet sich das englische Wappen, von Engeln getragen.

Die ursprüngliche Erbauung der Parochial-Kirche verliert sich in die ersten Zeiten des Christenthums und man behauptet von ihr, daß sie in der Christenverfolgung unter Diocletian zerstört worden sei. Die aus den Trümmern wieder hergestellte wurde in dem großen Feuer von 1086 ein Raub der Flammen, 225 Jahre später erbaute der Bischof Moritz von London eine gothische, die in der großen Feuersbrunst von 1666 ebenfalls unterging. Nun legte der Baumeister Christoph Wren den 21. Juni 1675 den Grundstein zu der jetzigen