Seite:Der Bluffer.pdf/14

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Grütt daheim war, zu ihr ging und mir einen Brief von ihr tippen ließ, der angeblich für das Kuratorium der Helmholtz-Stiftung bestimmt war. – Nachher verglich ich meinen Zettel mit dem Schreiben und konnte unschwer feststellen, daß mein Zettel mit derselben Maschine getippt sein mußte – ich hatte also Fräulein Wiek überführt. Und deshalb schreibe ich nun an Sie, Herr Harst; es ist doch unerhört, daß jemand bei uns eindringt und …“ – Den Schluß des Briefes des eifrigen Bastlers kann ich mir schenken.

Es erscheint nun auch wohl verständlicher, daß ich vorhin in der Wohnung der beiden jungen Mädchen so schnell gegen Anni Wiek Verdacht schöpfte, da der erste Argwohn gegen sie ja bereits durch Horsts Schreiben geweckt war.

Horst berichtete nun über den heutigen Abend folgendes:

Er hatte im stillen gehofft, von uns bis zum Abend eine Antwort zu erhalten. Als diese ausblieb, hatte er sich nach Dunkelwerden in der Schonung auf die Lauer gelegt, da er immer noch damit rechnete, wir könnten das Haus der Friedvollen heimlich erst einmal in Augenschein nehmen. So wurde er denn Zeuge, wie eine tiefverschleierte Frau, in der er Anni Wiek wiederzuerkennen glaubte, mit einer langläufigen Pistole unweit seines Versteckes erschien und genau wie er geduldig wartete. Er hatte nachher auch beobachtet, daß diese Frau die Waffe benutzte und hatte auch Harst eine Warnung zurufen wollen, aber dazu war es schon zu spät gewesen, sah nur noch, wie die Frau nach dem Hintereingang verschwand und dabei ihren Mantel emporhob, um schneller laufen zu können. So konnte er denn auch noch wahrnehmen, daß die Frau genau dieselben Lackschuhchen trug, wie Anni sie zu tragen pflegte. Dies bestärkte ihn noch in seiner Überzeugung, die Schützin sei Anni Wiek

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Der Bluffer. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Bluffer.pdf/14&oldid=- (Version vom 31.7.2018)