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4. Kapitel.
Rochus von Lerz’ einfache Theorie.

„Famos, daß ich mich nicht geirrt habe“, sagte er schmunzelnd und drückte uns freudig die Hände. „Ich hatte mit Ihrem Erscheinen hier in der Nähe des Spukhauses auf meinen Brief hin gerechnet und bin den ganzen Abend Patrouille gegangen. Natürlich war ich Zeuge, wie die Dame auf Sie feuerte, Herr Harst – ich konnte nicht eingreifen, ich stand zu weit ab, und auch der kleine Bursche, der Horst, war mir im Wege, sonst wären wir mit der Feststellung des Schuldigen schon weiter. Ob die Frau mit einer Luftpistole oder einem sehr guten Schalldämpfer schoß, weiß ich nicht. Im übrigen schlage ich vor, daß wir die Unterredung in meiner Wohnung, also an Ort und Stelle, fortsetzen, wo ich Ihnen beiden gleich einige Besonderheiten meines Heimes zeigen kann.“

Wir zahlten und schritten dann die Alsenstraße hinab. Lerz ging zwischen uns. Er hatte die richtige überschlanke Rennreiterfigur, hielt sich sehr gerade und besaß[1] trotzdem jene ungezwungene Lässigkeit der Bewegungen, die nur ein gut trainierter Körper und ein Mann ohne jede Sucht, irgendwie sich anders zu geben, als er ist, aufbringt. Seine Gesichtsfarbe verriet seine Neigung für Fußtouren und Sport, seine Ausdrucksweise war frei von jeder Künstelei, er redete, wie ihm der Schnabel gewachsen war, und doch war er kein leichtfertiger Schwätzer.

  1. Vorlage: besatz
Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Der Bluffer. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Bluffer.pdf/22&oldid=- (Version vom 31.7.2018)