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Während des kurzen Weges zum Hause der Friedvollen bat Harst, jede Erörterung der dunklen Angelegenheit zu unterlassen, da er versuchen wolle, herauszubringen, ob noch weitere der Bewohner der merkwürdigen Stiftung uns beobachten. So wurde es denn ein sehr stiller Spaziergang, Lerz pfiff dauernd pianissimo einige Tangos vor sich hin und hatte doch gleich uns die Augen überall.

Die Helle der Aprilnacht war noch größer geworden, und selbst in der Schonung, die wir abermals durchquerten, war auf weite Entfernung jede Kleinigkeit zu unterscheiden. Wir mochten dann etwa die Jungschonung mit ihrem recht dichten und dunklen Bestande kaum mannshoher Kiefern erreicht haben, als der Oberleutnant mit einem Male leise fluchte.

„Verdammt, der Schuß saß …! Solch eine Schweinerei …!!“

Er war stehengeblieben, befühlte seinen linken Oberarm und murmelte nur: „Sauschützin!!“

Es stellte sich heraus, daß er tatsächlich eine Kugel in den Oberarm erhalten hatte, die nur wenig tief eingedrungen war und sicherlich vorher einen Ast durchschlagen und an Kraft eingebüßt hatte.

Wir liefen nun die letzte Strecke, und erst droben bei Lerz, der im zweiten Stock, also unter dem Dache linker Hand wohnte (das Haus hatte nur sechs Mieter, der Hauswart wohnte nach hinten heraus in einem Anbau, wo auch die Waschküche lag), – erst in Lerz’ überaus gemütlichem und sauberem Heim wurde die Wunde von Harald untersucht, gesäubert und verbunden. Das Geschoß selbst fanden wir nicht, es hatte nur ein Loch in das dicke Muskelfleisch geschlagen und mußte nachher, als Lerz den Arm befühlte, herausgefallen sein.

Lerz machte die Wunde absolut nichts aus, er war nur wütend über die „unglaubliche Schweinerei“ der

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Der Bluffer. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Bluffer.pdf/23&oldid=- (Version vom 31.7.2018)