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es war ein Museum der einstigen Triumphe der Hofschauspielerin

„Meine Herren, daß Sie auf meinen Brief nebst Einlage hin (200 Em) pflichtgemäß erst einmal das Terrain hier sondieren würden, nahm ich mit aller Bestimmtheit an, und ich habe mich nicht getäuscht, dafür bin ich ja auch Wahrsagerin.“ – Diese feine Selbstironie gefiel mir. – „Was sagen Sie nun zu meinen Erlebnissen?“

Harald hatte ihren Brief auf den Tisch gelegt und schaute flüchtig hinein, denn wenn man sechs derartige Schreiben erhalten hat, kann man sich den Inhalt nicht so leicht merken. – „Fräulein Bieler, Sie erklären hier, daß Sie den Verlust von Bildern beklagen, die Ihnen sehr liebe Andenken gewesen seien. Dann schreiben Sie weiter, daß Sie diese Bilder an einem Orte versteckt gehabt hätten, der nur sehr schwer für einen Einbrecher zu finden gewesen sei. Welches Versteck meinen Sie?“

Es erübrigt sich, zu erwähnen, daß nun abermals die Kassette unter dem Fenster die unvermeidliche Rolle spielte. – Ja, die Schauspielerin hatte die Photographien dort in der Stahlkassette liegen gehabt, die sie ganz zufällig entdeckt hatte – wie alle übrigen Bewohner auch. Aber auf die Frage, wen die Bilder darstellten, blieb sie zuerst stumm und erklärte dann, daß sie darüber nicht sprechen möchte, jedenfalls könnte der Dieb der Photos damit allerlei Erpressungen an einer hochgestellten Persönlichkeit verüben, und dem wolle und müsse sie vorbeugen.

Und nun kam die Hauptsache. „Herr Harst, mir ist es unerklärlich, wie jemand von dem Vorhandensein dieser Bilder etwas ahnen konnte, denn die Liebesaffäre liegt Jahre zurück, und ich habe nie jemanden eingeweiht, daß mir der hohe Herr jemals näher stand, nur an dem Abend vor dem Verschwinden der Bilder war

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Max Schraut: Der Bluffer. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Bluffer.pdf/31&oldid=- (Version vom 31.7.2018)