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„Fräulein Wiek –“, wandte er sich an die Blonde, „weshalb haben Sie droben bei Dannert erzählt, die Liebesbriefe hätten Sie einst geschrieben, während sie in Wirklichkeit doch von Fräulein Tussy stammen?“

Anni erwiderte scheu: „Weil Tussy mich darum gebeten hatte – –“

„Es ist so –“, bestätigte Tussy trotzig.

„Mithin wollten Sie diesen üblen Burschen, den Lerz, der hier das ganze Haus zum Narren hält, durch Fräulein Anni als Erpresser hinstellen lassen“, sagte Harald nicht eben freundlich zu der dunkelhaarigen Tussy.

Sie errötete so tief, daß sie mir leid tat, – ich durchschaute Harsts Taktik.

„Das wollte ich nicht!“, fuhr sie gereizt auf. „Wer redet hier von Erpressungen?! Ich nicht!“

Ich merkte, wie der Hase lief – –

Harald sagte sehr kühl: „Herr Dannert sprach über Erpressungen, und Fräulein Bieler unten deutete dasselbe an – – Lerz wird wohl ins Loch wandern, wo er auch hingehört – – Daß er jetzt aus Angst Geld hergibt, wird ihm sauer ankommen; er ist ein Mensch, der trotz seines Vermögens von fast hunderttausend Mark nie genug zusammenraffen kann – –“

Tussy flog vom Stuhle hoch. Sie war ganz blaß geworden. – „Das ist nicht wahr – –!! Das würde Lerz nie tun!!“ – Sie war so erregt, daß sie kaum sprechen konnte – –

Dann sank sie plötzlich weinend auf den Stuhl zurück und fragte schluchzend: „Soll – – er – – wirklich – –verhaftet werden?“

„Ja!“ Bechert sprach mit aller Strenge. „Es sei denn, Sie erklären uns, wozu Sie die hundert Mark gebrauchen wollten, als Sie den Entschluß faßten, die Schmuckstücke zu versetzen – –“

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Der Bluffer. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Bluffer.pdf/56&oldid=- (Version vom 31.7.2018)