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entgegen und fragte, nachdem er es sorgfältig betrachtet hatte: „Fanden Sie denn diese Geldkassette in dem Mauerloche vor?“

Tussy nickte. „Ja, durch Zufall.“ – Sie nahm ein Patentschlüsselchen und schloß das Kästchen auf und schüttelte den Inhalt auf den Tisch. „Sie sehen, Herr Harst, daß die hundert Mark noch so liegen, wie wir sie fanden: Fünf Zwanzigmarkscheine, durch ein rosa Bändchen zusammengehalten. Also uns wurde das Geld nicht zugeschickt, um mich genauer auszudrücken, sondern wir entdeckten es eben an Stelle der verschwundenen Schmucksachen; genau hundert Mark, soviel wollten wir uns nämlich leihen, und wir begreifen nicht, wie jemand davon erfahren haben kann, denn wir haben wirklich nur in unserem Schlafzimmer nebenan darüber gesprochen und keinem Menschen unsere Geldverlegenheit gebeichtet.“

Harst blickte noch immer zerstreut in seinen Hut. Sein Interesse für die Kassette schien schon wieder erloschen zu sein, und nur so ganz nebenher meinte er: „Mithin fanden Sie den Schlüssel zu dem Patentschloß im Schlüsselloch stecken.“

„Ja“, und Tussy schaute ihre Freundin Anni etwas gereizt an. „Du könntest eigentlich auch einmal den Mund aufmachen, Anni. Weshalb bist du jetzt so schweigsam?! Du warst es doch, die mir riet, wir sollten Herrn Harst die Sache vortragen.“

Anni Wiek hatte sich mehr zurückgelehnt und ihr sanftes Gesicht dadurch in den Schatten gebracht. Bisher hatte sie so gut wie nichts gesprochen, und auch jetzt sagte sie nur sehr gleichgültig: „Es war mehr Scherz von mir, als ich dir den Vorschlag machte, liebe Tussy. Ich hätte nie vermutet, daß Herr Harst so liebenswürdig sein würde, derartigen Kleinigkeiten nachzugehen.“

Das war eine an sich schon merkwürdige Antwort,

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Der Bluffer. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Bluffer.pdf/7&oldid=- (Version vom 31.7.2018)