Seite:Der Doppelgänger.pdf/23

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Walther Kabel: Der Doppelgänger. In: Zeit im Bild, Jahrgang 1908, S. 59, 82–84, 106–108, 130–132, 154–156, 178–180, 202–204, 226–228, 250–252, 274–276, 298–300, 322–324, 346–348, 370–372, 394–396, 418–420, 442–444, 466–468, 490–492

Der Doppelgänger


Kriminalroman von Walther Kabel


(Nachdruck verboten)

(7. Fortsetzung)

So – na der Herr geht uns nichts an; aber eigentlich sollte man doch einmal gegen diese geheime Spielhöllen vorgehen,“ sagte Werres leichthin. „Wird denn hoch gespielt in diesen separierten Zimmern?“

„Der Kellner bei Helfrich meinte ja. – Er hat die Herren öfters bedient und dabei auch Papiergeld auf dem Tische gesehen …“

„So so! Die Nester können wir später ja ausheben, vorläufig haben wir bessere Arbeit.“ – Werres kam wieder an den Tisch zurück und nahm seine Aufzeichnungen zur Hand. „Beinahe hätte ich etwas vergessen, Grosse“ – sagte er dann. „Setzen Sie sich hin, da haben Sie einen Briefbogen und nun schreiben Sie: „Sehr geehrter Herr Baron! Im Interesse der Untersuchung im Falle Friedrichs bitte ich Euer Hochwohlgeboren um gefällige baldige Einsendung Ihrer Photographie, die möglichst neueren Datums sein muß. Mit vorzüglichster Hochachtung – Dr. jur. Werres, Polizeipräsidium zu X.“ – „So, und nun noch die Adresse. – Seiner Hochwohlgeboren Herrn Baron von Berg, Scherwinden per Salan – – ! – Vorläufig hätte ich für Sie weiter nichts, Grosse. Aber melden Sie sich morgen vormittag bei mir.“ – Werres war wieder allein. Er steckte den Brief in das Kuvert und klebte den Umschlag zu. Dabei lächelte er vor sich hin; es war sein altes ironisches Lächeln. – Das sind nun Kriminalbeamte, dachte er geringschätzig. Diese Leute bringen mir die wertvollsten Nachrichten – merken nichts! Und dieser Grosse! Muß der Mensch mich für dumm halten, daß ich ihn einen Arzt Werner suchen lasse, den es gar nicht gibt …! Und dann murmelte Werres eine Bezeichnung vor sich hin, die für die beiden Beamten gerade keine Schmeichelei war. – Als er den Brief mit einer Marke versehen hatte, packte er seine Blätter zusammen, schloß sie in die Schublade seines Tisches ein und zog die Uhr.

„Einhalb zwölf – da könnte ich gerade noch zum – Frühschoppen zu Helfrich gehen. Ich muß mir dieses Restaurant doch einmal ansehen. – Aber der Sanitätsrat? – Den spreche ich schließlich noch früh genug!“ Werres machte sich zum Ausgehen fertig und verließ dann das Zimmer. –

An demselben Vormittage hatte auch der Kommissar Richter mit seinem Abteilungsvorstand, dem Polizeirat Scheller, eine etwas erregte Aussprache. Der Rat machte dem Kommissar Vorwürfe, daß die Untersuchung in der Angelegenheit Friedrichs so gar nicht vorwärts käme.

„Was haben Sie bisher erreicht – nichts – nichts! Der Herr Präsident macht mir Vorhaltungen, die Zeitungen schlagen einen Ton an, der uns nächstens zum Einschreiten veranlassen wird – und nirgends, aber auch nirgends ein Fingerzeig; eine aalglatte Affäre, die sich an keiner Stelle anfassen läßt!“ – Der kleine Rat fuchtelte ärgerlich mit den Händen in der Luft herum. „Und dabei ist noch das Schönste, daß wir genau wissen, wie dieser rätselhafte Doppelgänger des Baron von Berg aussieht – daß er eben dem Baron auf ein Haar gleichen muß, sonst hätte sich doch der Portier und der Laufbursche nicht so

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Der Doppelgänger. In: Zeit im Bild, Jahrgang 1908, S. 59, 82–84, 106–108, 130–132, 154–156, 178–180, 202–204, 226–228, 250–252, 274–276, 298–300, 322–324, 346–348, 370–372, 394–396, 418–420, 442–444, 466–468, 490–492. Berliner Central-Verlag, Berlin 1908, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Doppelg%C3%A4nger.pdf/23&oldid=- (Version vom 31.7.2018)