Seite:Der Fürst (Machiavelli Regis) 048.jpg

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ihm Alexander gegeben, zu rauben suchen. Dieß dachte er auf viererlei Art zu verhindern: Erstens mittelst Austilgung aller Geschlechter jener Edeln, welche er geplündert hatte, um den Papst dieser Anlässe zu berauben. Zweytens, indem er, wie gedacht, den ganzen Adel von Rom auf seine Seite brächte, um mittelst dessen den Papst im Zaume halten zu können. Drittens, indem er das Collegium, soviel als möglich, für sich gewänne. Viertens, wenn er noch vor dem Tode des Papstes so viel Herrschaft erwürbe, daß er durch seine eigene Macht einem ersten Stoße begegnen könnte. Von diesen vier Dingen hatte er dreye bei Alexander’s Tode vollbracht; das vierte hatt’ er beinahe vollbracht. Denn von den geplünderten Edeln erschlug er so viel er ihrer habhaft ward, und nur die wenigsten entkamen; den römischen Adel hatte er gewonnen, und vom Collegium den größten Theil: und wegen neuer Erwerbungen, so hatte er’s darauf angelegt, sich von Toskana Meister zu machen. Perugia, Piombino besaß er schon, und über Pisa hatte er der Schutzherrschaft sich angenommen. Und, gleich als hätte er gegen Frankreich keine Rücksicht zu nehmen gehabt, (die er auch nicht mehr nöthig hatte, weil die Franzosen durch die Spanier Neapels schon beraubt worden waren, so daß jetzt seine Freundschaft Jeder von ihnen baar erkaufen mußte), so überrumpelte er Pisa. Worauf sich Siena und Lukka sehr bald, zum Theil aus Mißgunst gegen Florenz, zum Theil aus Furcht ihm unterwarfen. Die Florentiner schützte jetzt nichts. Wäre dieses ihm gelungen, (es mußte ihm aber im selbigen Jahre da Alexander starb, gelingen) so hätte er sich so viel Gewalt und Ansehn erworben, daß er auf sich allein sich hätte steuern können, und nicht dem Glück noch fremder Macht

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Niccolò Machiavelli: Der Fürst. Stuttgart, Tübingen 1842, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_F%C3%BCrst_(Machiavelli_Regis)_048.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)