Seite:Der Fürst (Machiavelli Regis) 050.jpg

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Lebenskürze, und seine eigne Hinfälligkeit. Wer also in seinem neuen Staate es nöthig findet, der Feinde sich zu versichern, Freunde zu gewinnen, zu siegen durch Gewalt oder List, beim Volke Liebe und Furcht, im Heere Gehorsam und Achtung zu erzwingen, Die welche ihm schaden können und müssen, hinwegzuräumen, die alte Ordnung durch neue Verfassungen umzuändern, streng und gelind, großmüthig und freigebig zu seyn, die ungetreue Miliz zu vertilgen, neue zu schaffen, der Könige und Fürsten Freundschaft sich zu erhalten, so daß sie entweder mit Gunst ihn fördern, oder mit Rücksicht beleidigen müssen, kann keine frischeren Beispiele finden als eben Dessen Handlungen. Nur Julius des II. Erwählung kann ihm zu einem Vorwurf gereichen, welche Wahl ihm nicht günstig war; da, wie gedacht, wenn er auch selbst nicht seinen Papst bestimmen konnte, es ihm doch unbenommen blieb, zu hintertreiben daß Einer es würde: und niemals durfte er in das Papstthum der Cardinäle willigen, die er beleidigt hatte oder, die, wenn sie zum Pontificat gelangt, sich vor ihm hätten fürchten müssen; wiefern die Menschen entweder aus Furcht, oder aus Haß zu schaden pflegen. Die er beleidigt, unter Andern, waren San Pietro ad Vincula, Colonna, San Giorgio, Ascanio. Alle die andern hätten vor ihm, wenn sie Päpste geworden, zu zittern gehabt, die Spanier und Rohan ausgenommen: Jene als Freunde und Verbundene, dieser, wegen der Macht, und weil er den König von Frankreich für sich hatte. Vor allen Dingen mußte daher der Herzog zum Papst einen Spanier wählen, und wenn er dieses nicht zwingen konnte, genehmigen, daß es Rohan würde, und nicht San Pietro ad Vincula. Und wer von hohen Personen

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Niccolò Machiavelli: Der Fürst. Stuttgart, Tübingen 1842, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_F%C3%BCrst_(Machiavelli_Regis)_050.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)