Seite:Der Fürst (Machiavelli Regis) 061.jpg

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Zehntes Kapitel.
Nach welchem Maasstab die Kräfte aller Fürstenthümer zu messen sind.

Noch eine andre Rücksicht muß man bei Untersuchung der Eigenschaften dieser Fürstenthümer nehmen. Und zwar: ob ein Fürst Staates genug hat, um sich im Nothfall auf sich selber steuern zu können, oder ob immer er fremden Schutzes benöthigt ist. Und diesen Punkt mehr aufzuklären, sage ich: ich glaube, es können Solche sich auf sich selber steuern, die durch Überfluß an Leuten oder an Geld, ein regelmäßiges Heer zusammenbringen, und mit Jedem, der sie bekriegt, einen Gang thun können. Und eben so glaube ich, daß Solche immer Anderer benöthigt sind, die nicht im Felde gegen den Feind erscheinen können, sondern in Mauern sich bergen und diese bewachen müssen. Vom ersten Fall ist gehandelt worden, und in der Folge werden wir, was davon weiter vorkommt, sagen. Zum zweyten Fall kann man nichts sagen, als daß man solchen Fürsten nur ihre eigene Stadt zu befestigen und um das Land auf keine Weise sich zu bekümmern anempfiehlt. Und Jeder, der nur seine Stadt gehörig befestigt und sich in Hinsicht des übrigen Regierungswesens, wie oben gesagt ist und weiter unten gesagt werden wird, mit den Unterthanen verständigt hat, ein Solcher wird immer nur mit der größten Behutsamkeit befehdet werden, da die Menschen immer denen Unternehmungen feind sind, bei welchen sie Schwierigkeiten sehen, und Leichtes eben nichts zu sehen ist bei der Befehdung eines Mannes, der eine tüchtige Veste hat und von dem Volke nicht gehaßt wird. Die Freiesten sind die deutschen Städte: sie haben wenig plattes Land, gehorchen dem Kaiser, wenn sie wollen, und fürchten weder diesen, noch andre Gewaltige

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Niccolò Machiavelli: Der Fürst. Stuttgart, Tübingen 1842, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_F%C3%BCrst_(Machiavelli_Regis)_061.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)