Seite:Der Fürst (Machiavelli Regis) 080.jpg

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genähert hat. Dergleichen Mittel muß ein verständiger Fürst beachten, und niemals im Frieden müssig gehen, sondern davon mit Bedachtsamkeit sich einen Vorrath zurücklegen, um sich desselben zur Zeit der Noth gebrauchen zu können, damit das Glück, wenn es sich wendet, ihn fähig finde, seinen Schlägen zu widerstehen.


Fünfzehntes Kapitel.
Von denen Dingen, die den Menschen, und namentlich den Fürsten, Lob oder Tadel zuziehen.

Es bleibt jetzt zu betrachten übrig, wie eines Fürsten Art und Verhalten mit Unterthanen und Freunden seyn muß. Und, weil ich weiß daß hievon Viele geschrieben haben, besorge ich, wenn nun auch ich darüber schreibe, der Anmaasung beschuldigt zu werden, indem ich ganz vorzüglich mich in der Behandlung dieses Punktes von dem Verfahren der Andern entferne. Weil aber meine Absicht ist, etwas Nützliches für Die zu schreiben, die es verstehen, so schien es mir gerathener, der thatsächlichen Wahrheit der Dinge nachzugehen, als der Einbildung von ihnen; (wie denn Viele sich Republiken und Fürstenthümer eingebildet, die man niemals gesehen noch in der Wirklichkeit hat kennen lernen): da, wie man lebt, und wie man leben sollte, in meinen Augen so weit von einander abliegt, daß, wer das, was geschieht, um das, was geschehen sollte, verabsäumt, eher seinen Untergang als seine Errettung erleben wird, insofern ein Mensch, der in allen Stücken zum Guten sich bekennen wollte, unter so Vielen, die nicht gut sind, zu Grunde gehen muß. Es ist daher einem Fürsten, der sich behaupten will, nöthig, daß er

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Niccolò Machiavelli: Der Fürst. Stuttgart, Tübingen 1842, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_F%C3%BCrst_(Machiavelli_Regis)_080.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)