Seite:Der Fürst (Machiavelli Regis) 084.jpg

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ein Fürst, oder du bist auf dem Weg es zu werden. Im ersten Fall ist diese Freigebigkeit nachtheilig; im zweyten thut es schon noth, für freigebig zu gelten. Und Cäsar war Einer von Diesen, denn er wollte zum Fürstenthum über Rom gelangen; hätte er aber, nachdem er dazu gelangt war, weiter gelebt und jenen Aufwand nicht ermäßigt, so würde er jenes Regiment zerrüttet haben. Und wenn man entgegnete: es sind Viele Fürsten gewesen, und haben mit ihren Heeren große Dinge gethan, die doch für höchst freigebig gehalten wurden; antworte ich dir: Entweder verthut der Fürst sein eignes und seiner Unterthanen Vermögen, oder fremdes. Im ersten Fall muß er sparsam seyn: im andern darf er an keinem Stücke der Freigebigkeit es fehlen lassen. Auch ist einem Fürsten, der mit Heeren einherzieht, sich von Beute, Plünderung und Steuern nährt und mit fremdem Gute schaltet, diese Freigebigkeit unerläßlich, weil ihm sonst die Soldaten nicht folgen würden; und was nicht dein, noch deiner Unterthanen ist, davon kannst du reichlicher spenden, wie Cyrus, Cäsar und Alexander thaten: weil das Verthun des fremden Gutes kein Ansehn dir raubt, vielmehr es vergrößert. Blos das Verthun des Deinigen ist, was dir schadet; und es giebt nichts, das sich so sehr selbst aufzehrt, als die Freigebigkeit, weil, indem du sie übst, du die Mittel, sie zu üben, verlierst und dich entweder arm oder schlecht machst, oder zum Räuber und verhaßt, wenn du die Armuth vermeiden willst. Und unter allem, wovor ein Fürst sich hüthen muß, stehen oben an: die Geringschätzung und der Haß; zu beiden führt dich aber die Freigebigkeit. Darum ist es mehr Weisheit, den Namen des Kargen, der einen Schimpf ohne Haß gebiert, zu behalten, als, um den Namen des Freigebigen zu

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Niccolò Machiavelli: Der Fürst. Stuttgart, Tübingen 1842, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_F%C3%BCrst_(Machiavelli_Regis)_084.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)