Seite:Der Fürst (Machiavelli Regis) 092.jpg

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Frieden, und eines wie das andre würde, wenn er es hätte halten wollen, ihm mehr als einmal entweder das Ansehn oder die Herrschaft gekostet haben.


Neunzehntes Kapitel.
Daß man vermeiden muß, geringgeschätzt und gehaßt zu werden.

Da ich aber die wichtigsten der oben erwähnten Eigenschaften besprochen habe, so will ich die andern kurz unter diese allgemeine Regel fassen: daß, (wie zum Theil schon oben gesagt ward) der Fürst bedacht sey, alles, was ihn verhaßt oder verächtlich macht, zu vermeiden. Und allemal, sobald er dieses vermieden hat, wird er sein Amt wohl ausgefüllt haben, und sonstige Schimpflichkeiten für ihn ganz ohne Gefahr seyn. Verhaßt macht ihn vor allem, wie ich sagte, die Raubgier und Usurpation der Güter und der Frauen seiner Unterthanen, deren er sich enthalten muß. Und so lange man dem großen Haufen der Menschen nur nicht sein Gut und Ehre nimmt, sind sie zufrieden, und hat man blos mit dem Ehrgeiz einiger Wenigen zu kämpfen, der sich auf vielerlei Art und mit Leichtigkeit bezähmen läßt. Verächtlich macht ihn, wenn man ihn für unstet, weibisch, leichtgesinnt, kleinmüthig, unentschlossen hält; wovor ein Fürst, wie vor einer Klippe sich hüthen, und dahin streben muß, daß man in seinen Handlungen Größe, Beherztheit, Würde, Festigkeit erkenne; in den Privatgeschäften der Unterthanen seinen Spruch unwiderruflich gelten machen, und sich in solcher Meinung erhalten, daß niemand ihn zu berücken, noch ihm etwas vorzuspiegeln sich beigehen lasse. Der Fürst, der diese Meinung von sich erweckt, ist angesehen genug, und wer

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Niccolò Machiavelli: Der Fürst. Stuttgart, Tübingen 1842, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_F%C3%BCrst_(Machiavelli_Regis)_092.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)