Seite:Der Fürst (Machiavelli Regis) 095.jpg

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war diese, daß, da nach dem Tod des Hannibal niemand übrig war, der den Staat zu regieren geschickt gewesen, und man erfuhr daß noch zu Florenz ein Sprößling der Bentivogli wär, den man bisher für den Sohn eines Schmidtes gehalten hatte, die Bologneser um Dessentwillen sich nach Florenz begaben, und ihm die Regierung ihrer Stadt übertrugen, welche so lange von ihm verwaltet ward, bis Herr Johann in die Jahre kam, um selbst regieren zu können. Ich schließe daher, daß sich ein Fürst nicht viel aus Verschwörungen zu machen braucht, wenn das Volk ihm günstig ist: ist es ihm aber feind und gehässig, dann hat er auch alles, und Alle zu fürchten. Und haben die wohl geordneten Staaten und weisen Fürsten mit allem Fleiße darauf gedacht, die Großen nicht zur Verzweiflung zu treiben, sowie dem Volke genug zu thun, und es bei Gutem zu erhalten; denn es ist dieß eine der wichtigsten Sorgen, die ein Fürst nur haben kann. – Unter den wohl geordneten und verwalteten Staaten unserer Zeit ist der französische; und man findet in diesem unzählige gute Einrichtungen, auf denen die Freiheit und Sicherheit des Königs beruht. Von welchen die erste das Parlament und dessen Gewalt ist. Denn es kannte, Der diesem Reiche zuerst die Verfassung gab, den Ehrgeiz der Mächtigen und ihre Frechheit; und da er Diesen einen Zaum in den Mund zu legen nöthig fand, der sie zügelte, und auch andrerseits den auf die Furcht gegründeten Haß der Menge gegen die Großen kannte, so wollte er die Aufrechthaltung der Sicherheit nicht der besonderen Sorge des Königs überlassen, um Diesem den Vorwurf zu ersparen, den die Großen, wenn er das Volk begünstigt, oder das Volk ihm machen können, wenn er die Großen begünstigt hätte; und setzte darum ein drittes

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Niccolò Machiavelli: Der Fürst. Stuttgart, Tübingen 1842, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_F%C3%BCrst_(Machiavelli_Regis)_095.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)