Seite:Der Fürst (Machiavelli Regis) 097.jpg

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genehmigen mußten; was ein so schwieriger Umstand war, daß er selbst Vielen den Untergang brachte: da es nicht leicht ist, den Soldaten, und auch dem Volke genug zu thun. Denn das Volk liebt die Ruhe, und liebte darum bescheidene Fürsten, und die Soldaten liebten einen kriegerisch gesinnten, einen der übermüthig, und räuberisch und grausam war. So wollten sie daß er das Volk behandeln sollte, damit sie den Sold gedoppelt bekämen, und ihre Habsucht und Grausamkeit befriedigen könnten. Und daher kam es, daß jene Kaiser, die weder von Natur noch durch Kunst ein so großes Ansehen hatten, um beide Parteyen zu zügeln, immer zu Grunde gingen, und daß sich die Meisten derselben, zumal die als Neulinge zum Thron gelangten, sobald sie mit dieser Gefahr der zweyerlei Stimmungen bekannt wurden, darauf legten, den Soldaten genugzuthun, und aus der Bedrückung des Volkes sich kein Gewissen machten; welches Verfahren nothwendig war; denn da die Fürsten nie hindern können, von Einigen gehaßt zu werden, so müssen sie vorerst sich bestreben, nicht von der Masse gehaßt zu werden, und wenn sie dieß nicht erreichen können, müssen sie mit allem Fleiß dahin trachten, dem Hasse derer Massen zu entgehen, welche die mächtigeren sind. Und eben deßwegen schloßen sich die Kaiser, die, ihrer Neuheit wegen, ungewöhnlicher Gunst bedurften, lieber an die Soldaten an, als an das Volk: was ihnen gleichwohl zum Nutzen oder auch nicht gerieth, jenachdem der Fürst bei ihnen sich in Ansehn zu behaupten wußte. Aus diesen erwähnten Gründen kam es, daß Marcus, Pertinax, Alexander, alles Männer von mäßigen Sitten, Liebhaber der Gerechtigkeit, Feinde der Härte, leutselig, menschlich, alle, bis auf Marcus, ein übles Ende nahmen. Der

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Niccolò Machiavelli: Der Fürst. Stuttgart, Tübingen 1842, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_F%C3%BCrst_(Machiavelli_Regis)_097.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)