Seite:Der Fürst (Machiavelli Regis) 113.jpg

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siegt, du in seiner Willkühr bist, und die Fürsten, so lange sie können, es meiden müssen, in eines Andern Willkühr zu stehen. Die Venezianer verbanden sich mit Frankreich gegen den Herzog von Mailand, und konnten diese Verbindung meiden, die ihres Unglücks Quelle war. Läßt sie sich aber nicht vermeiden, wie es den Florentinern ging, als der Papst und Spanien mit Heeresmacht in die Lombardey einfielen, dann muß der Fürst ihr aus den obigen Gründen beitreten. Und glaube niemals ein Staat, sichere Entschließungen fassen zu können, sondern sey eingedenk, daß er nur unter zweifelhaften die Auswahl hat. Denn dieß ist in der Ordnung der Dinge, daß man niemals ein Mißverhältniß zu meiden bemüht ist, ohne ein andres gefahrzulaufen; die Klugheit aber besteht darin, die Eigenschaften der Mißverhältnisse prüfen zu können, und das minder üble für gut zu nehmen. – Auch muß ein Fürst sich als Freund der Tugenden zeigen, und die Trefflichen in jeder Kunst ehren. Er muß demnächst seine Bürger ermuthigen daß sie ruhig ihre Handtierungen treiben können, sowohl im Handel als Ackerbau und allen andern Gewerben der Menschen, damit sich Dieser nicht abhalten lasse seine Besitzungen zu verschönern, aus Furcht, derselben beraubt zu werden, noch Jener ein Geschäft zu eröffnen, wegen Besorgniß der Steuern. Vielmehr muß er Belohnungen aussetzen für Die dergleichen unternehmen wollen, und für Jeden, der irgend auf eine Art seine Stadt oder Staat zu mehren gedenkt. Er muß überdieß in den schicklichen Zeiten des Jahres das Volk mit Festen und Schauspielen beschäftigen, und, da jede Stadt entweder in Zünfte oder in Stämme eingetheilt ist, muß er um diese Corporationen sich kümmern, sich zu ihnen bisweilen gesellen, mit einem Beispiel der Milde und

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Niccolò Machiavelli: Der Fürst. Stuttgart, Tübingen 1842, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_F%C3%BCrst_(Machiavelli_Regis)_113.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)