Seite:Der Fürst (Machiavelli Regis) 114.jpg

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Reichlichkeit vorgehen, immer jedoch dabei die Majestät seiner Würde fest aufrecht halten, weil dieses nie in keinem Falle versäumt werden darf.


Zweyundzwanzigstes Kapitel.
Von den Secretarien der Fürsten.

Von nicht geringer Wichtigkeit ist einem Fürsten die Wahl der Räthe: die gut sind oder nicht, nach der Klugheit des Fürsten: wie denn der erste Schluß auf einen Herren und dessen Kopf, sich aus der Betrachtung der Menschen ergiebt, die er um sich hat; und wenn sie tüchtig und treu sind, man ihn immer für weise halten kann, weil er die Tüchtigen zu erkennen und sich treu zu erhalten verstanden hat; da im Gegentheil, wenn sie anders sind, man immer von ihm kein günstiges Urtheil fällen kann; denn den ersten Fehler, den er machte, hat er in dieser Wahl gemacht. Niemand kann den Meßére Antonio von Benafro als Minister des Fürsten von Siena, Pandolfo Petrucci, haben kennen lernen, der nicht den Pandolfo für den klügsten Menschen hätte erklären müssen, daß er just Diesen zum Rathe gehabt. Nun giebt es aber drey Arten von Köpfen: die erste sieht von selbst ein, die zweyte bedenkt was Andre eingesehen, die dritte sieht weder von selber ein, noch auf die Vorstellungen Andrer. Jene erste ist die trefflichste, die zweyte trefflich, die dritte unnütz. Deßhalb Pandolfo nothwendig, wenn er nicht von der ersten Ordnung war, doch in die zweyte gehören mußte: weil allemal, wenn Einer das Gute und Böse, das jemand thut und sagt, zu erkennen die Urtheilskraft besitzt, er, wenn auch selbst ohne eigne Erfindung, die bösen und guten

Empfohlene Zitierweise:
Niccolò Machiavelli: Der Fürst. Stuttgart, Tübingen 1842, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_F%C3%BCrst_(Machiavelli_Regis)_114.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)