Seite:Der Fürst (Machiavelli Regis) 115.jpg

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Werke des Rathes erkennt, die einen belobt, die andern straft, und ihn der Rath mit nichten zu hintergehen hoffen darf, und sich brav hält. Wie nun aber ein Fürst den Rath erkennen kann, dafür giebt es folgendes Mittel, das niemals trügt: Sobald du siehest daß ein Rath mehr an sich selbst denkt als an dich, und daß er in allen Handlungen seinen eignen Nutzen sucht, ein solcher wird niemals ein guter Rath seyn, und niemals wirst du ihm trauen können: weil, wer eines Andern Staat in der Hand hat, nie auf sich selber, immer auf den Fürsten bedacht seyn, und ihm nie erwähnen muß was nicht Seine Sachen sind. Und andrerseits muß auch der Fürst, um ihn gut zu erhalten, auf den Rath bedacht seyn, indem er ihn ehrt, bereichert, ihn sich verpflichtet, ihm Würden und Ämter verleiht, damit er einsieht daß er nicht ohne ihn bestehen kann, daß die genügenden Würden, der genügende Reichthum ihn nicht nach mehreren Würden und Reichthum begierig, und die genügenden Ämter den Veränderungen abhold machen. Wenn die Räthe demnach so zu den Fürsten, und die Fürsten so zu ihnen stehen, können sie einander vertrauen: wo nicht, so wird das Ende immer für Einen von Beiden schädlich seyn.


Dreyundzwanzigstes Kapitel.
Wie man die Schmeichler fliehen müsse.

Ich will hier ein wichtiges Kapitel und einen Fehler nicht übergehen, vor welchem die Fürsten sich schwer bewahren, wenn sie nicht überaus klug, oder in ihren Wahlen sehr glücklich sind. Und dieser betrifft die Schmeichler, von denen die Höfe voll sind: da die Menschen in ihren eignen Sachen so sehr sich wohlgefallen und dergestalt damit selber

Empfohlene Zitierweise:
Niccolò Machiavelli: Der Fürst. Stuttgart, Tübingen 1842, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_F%C3%BCrst_(Machiavelli_Regis)_115.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)