Seite:Der Fürst (Machiavelli Regis) 119.jpg

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gehabt, oder, wenn ihnen das Volk geneigt war, der Großen sich nicht zu versichern gewußt; weil, ohne diese Mängel, Staaten, die stark genug sind, um eine Armee in’s Feld zu stellen, nicht eingebüßt werden. Philipp von Mazedonien, nicht Alexanders des Großen Vater, sondern Der, welcher durch Titus Quinctius besiegt ward, hatte keinen bedeutenden Staat, im Vergleich zur Größe der Römer und Griechen, die ihn bekämpften; demungeachtet, weil er ein Kriegsmann war, und das Volk zu unterhalten, sowie der Großen sich zu versichern wußte, bestritt er mehrere Jahre den Krieg wider sie: und wenn er auch zuletzt die Herrschaft über einige Städte verlor, so blieb ihm doch das Königreich. Darum mögen diese unsre Fürsten, die viele Jahre in Besitz ihrer Staaten geblieben waren, wenn sie sie nachmals eingebüßt, nur nicht deßhalb das Glück anklagen, sondern ihre Fahrlässigkeit: weil sie, die in ruhigen Zeiten nie an die Möglichkeit eines Wechsels gedacht, (welches die allgemeine Schwachheit der Menschen ist: bei Meeresstille des Sturmes zu vergessen), als darauf die schweren Zeiten kamen, sich zu flüchten, nicht zu vertheidigen dachten, und darauf hofften daß das Volk, vom Übermuth der Sieger belästigt, sie wieder zurückberufen sollte. Welche Auskunft gut ist, wenn die andern versagen; aber sehr übel, um derentwillen die andern Mittel versäumt zu haben; denn man wird ja nicht fallen wollen, weil man glaubt zu finden, wer uns wieder aufhelfe. Welches entweder nicht geschieht, oder, wenn es geschieht, ohne Sicherheit für dich ist; weil eine solche Hülfe unwürdig war, und von dir nicht abhing, und nur die Hülfe gut und sicher und dauerhaft ist, die von dir selbst und deiner eignen Tugend abhängt.

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Niccolò Machiavelli: Der Fürst. Stuttgart, Tübingen 1842, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_F%C3%BCrst_(Machiavelli_Regis)_119.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)