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mit der Hinterlist der Menschen, die sie abenteuernd durchquerten, als langjähriger Fremdenführer nach den heiligen Stätten des Islam Mekka und Medina am besten vertraut war, glaubte der einzige zu sein, der sich in das, was da draußen in der Schlucht geschah, einmischen konnte.

„Hier warten auf mich; gleich zurücksein …“, sagte er hastig, hob nur das neben dem Feuer liegende Dolchmesser als Waffe auf und verließ lautlos die Felsgrotte, ehe der Ingenieur noch ein Wort des Widerspruchs über die Lippen bringen konnte.

Karl Bolz schaute sich ängstlich seine beiden Gefährten an. Er wollte aus deren Gesichtern herauslesen, ob etwa ihnen selbst eine Gefahr drohe. – Nun, der Ingenieur suchte es gar nicht weiter zu verheimlichen, daß er sich durch dieses halb eigenmächtige Handeln der beiden, die nun allein einer Überzahl unbekannter Gegner gegenüberstanden, recht beunruhigt fühlte. Nur der bärenstarke Hüne Emil Kurz blieb auch jetzt gelassen und nickte dem Knirps aufmunternd zu, als ob er sagen wollte: „Nur keine Angst – die Sache wird schon gut enden!“

Anders jedoch Fritz Tümmler. Der schritt jetzt nach dem Eingang hin, steckte den Kopf hinter der schützenden Faserdecke hervor und spähte in die Schlucht hinab. Der Mond war bereits so hoch gestiegen, daß sein weißblaues, geisterhaftes Licht bis auf die Sohle des tiefen, mit Felsgeröll bestreuten Erdeinschnitts hinabreichte.

Nichts war zu sehen oder zu hören – nichts! Jeder Laut schien erstorben. Die im Schatten liegenden Stellen der Schlucht waren in tiefstes Dunkel gehüllt. Wie schwarze Flecke von gar wunderlichen Formen hoben sich diese dunklen Tupfen von dem helleren Grunde ab.

Der Ingenieur drehte den Kopf nach rechts. Neben ihm war Kürze-Würze erschienen. – „Nichts?“ fragte der in seiner Gewohnten Art.

„Nichts!“ erwiderte Tümmler. – Da drängte auch der dicke Bolz sich zwischen sie.

So standen die drei Deutschen, die ausgezogen waren, um Landsleuten Rettung und Befreiung zu bringen, und

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W. Belka: Der Gespensterlöwe. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Gespensterl%C3%B6we.pdf/30&oldid=- (Version vom 31.7.2018)