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starrten hinaus in das gespenstische Dämmerlicht der mondbeschienenen Senke. Die Nacht war kühl, fast kalt, wie so oft in dem Sandmeer der Wüste, wo dann am Morgen der Tau an allen Gräsern hängt und sie labt, den seltenen Regen ersetzend.

Tümmler schauerte fröstelnd zusammen. Er hatte für die poetisch-phantastische Stimmung dieser Stunde das meiste Empfinden. – „Ein wunderliches Land, dieses Arabien,“ meinte er leise.

„Da – was war das?! – Ein Hilferuf …?“ flüsterte der Knirps hastig.

„Ich fürchte ja!“ meinte der Ingenieur nur. Und der Hüne Kurz sagte bestätigend … „Hilfe!“ rief jemand. Es war Paul Loring. – Was nun?“

„Wir werden ihn nicht im Stiche lassen“, erklärte Tümmler ernst. – Gleich darauf schlichen drei Gestalten auf der Sohle der Schlucht, im Schatten der Felsen sich haltend, nach Norden zu, woher der Notschrei erklungen war.

Sie streiften die Talsenke nach allen Seiten hin ab. Sie waren unermüdlich im Suchen. Und fanden doch nichts – nichts! Die Schlucht barg kein lebendes Wesen mehr. Aber auch keinen Toten.

Während die drei Gefährten, wie die Indianer auf dem Kriegspfade sich bewegend, hinter jeden Felsblock schauten und jede Vertiefung durchstöberten, strebten droben in der Wüste zwei Reitertrupps nach verschiedener Richtung hin einem fernen Ziele entgegen. Der eine waren die brauen Söhne des arabischen Sandmeeres, der andere eine Anzahl Weiße … – –

Die Sonne war aufgegangen. Fritz Tümmler und seine beiden Gefährten überschauten von einem Steinblock am Rande der Schlucht die endlose Scheibe von Sand und spärlichen Gräsern mit suchenden Blicken.

Dann seufzte der Ingenieur schmerzlich auf. „Sie sind als Gefangene in der Gewalt der Engländer – kein Zweifel!“ meinte er. „Wir aber werden jetzt wohl unseren Plan, den Landsleuten als Retter zu erscheinen aufgeben müssen. Zum Glück haben die verd… Briten unsere wilden Maulesel in ihrem Versteck nicht gefunden. Sehen

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W. Belka: Der Gespensterlöwe. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Gespensterl%C3%B6we.pdf/31&oldid=- (Version vom 31.7.2018)