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Oper, in der neu er an seinem bescheidenen Schattenplatz mitwirkte. Seine Lebensdevise lautete: bereit sein für den gewaltigen Augenblick, der ihn emportragen würde.

Und darum berührte ihn der gassenbübische Hohn und Spott der Kollegen, der Bühnenarbeiter, aller dieser Leute vom Bau nicht, durchstach nicht die schirmende Rüstung seiner naiven nachtwandlerischen Selbsteinschätzung. Nur ein Ziel sah er in diesem kritischsten aller Momente: den Direktor zu packen, zu überzeugen, zu bezwingen.

Und das Wunder aller Wunder geschah. Zwar nur als perfide List. Doch davon wusste Peter Heises ehrliches Fischergemüt nichts. Er durchschaute die Tücke des Direktors nicht. Er sah nur die Tatsache, dass der Direktor ihm ein Zeichen gab, innezuhalten, ihn gedankenvoll ansah – Buchner war einst ein berückender Schauspieler gewesen und hatte, trotz seiner kleinen Gestalt, die grössten Rollen gespielt zum Ruhme des Brahmschen Ensembles – und dann laut und eindringlich die Worte sprach, die Heise aus einem Nichts zu einem König der Bretter, zu einem Gott erhoben:

„Garnicht übel, mein Gutester, famos, mein Lieber. Ihre Stimme ist sehr passabel – !“

Der Direktor hatte Heise kaum beachtet. In ihm zitterte angstvolle Sorge. Was sollte aus der Revue werden, wenn Bara wirklich die Rolle hinschmiss? Er sah und hörte den kleinen Gernegross und überspannten Rollenmarder da vor sich ohne Verwunderung. Er hatte zu lange Kulissendunst geatmet, um über eine Schauspielermanie zu staunen. Er dachte

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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/10&oldid=- (Version vom 31.7.2018)